Drittes Kapitel.

[15] Vorstehende Anekdote verdanke ich meinem Oheim, Herrn Toby Shandy, welchem mein Vater, der ein trefflicher Naturphilosoph und ein passionirter Analytiker war, diesen Unfall oft und mit Schmerzen geklagt hatte; besonders aber geschah dies, wie sich mein Onkel Toby erinnerte, eines Tages, als mein Vater bemerkte, auf was für eine unverantwortlich schiefe Art (sein eigner Ausdruck) ich meinen Kopf warf. Nachdem er es ganz natürlich gefunden, schüttelte der alte Mann sein Haupt und sagte in einem Tone, der weit mehr Kummer als Vorwurf ausdrückte, sein Herz habe ihm das Alles längst vorausgesagt, und sowohl dies, wie tausend andere Dinge, die er an mir beobachtet hätte, überzeugten ihn klärlich, daß ich nun und nimmer wie ein anderes Menschenkind denken und handeln würde. – »Denn ach!« – fuhr er fort, indem er das Haupt noch einmal schüttelte und eine Thräne abwischte, die ihm über die Wange lief, – »meines Tristrams Unglück fing schon neun Monat vor seiner Geburt an!«

– Meine Mutter, die neben ihm saß, sah auf; doch sie verstand von dem, was mein Vater meinte, nicht mehr als ihre[15] Stuhllehne; mein Onkel Mr. Toby Shandy aber, der die Geschichte schon oft gehört hatte, verstand ihn sehr wohl.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 1, Leipzig, Wien [o. J.], S. 15-16.
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