Neuntes Kapitel.

[24] Feierlich erkläre ich hiemit Allen und Jedem, daß obenstehende Dedikation für keinen Prinzen, Prälaten, Pabst oder Potentaten, für keinen Herzog, Marquis, Viscount oder Baron dieses oder irgend eines andern Reiches der Christenheit verfaßt worden ist; daß sie bis jetzt noch nicht verhöckert, auch weder öffentlich noch privatim, weder direkt noch indirekt, irgend einer Person oder Personnage, gleichviel ob klein oder groß, angeboten wurde, sondern daß es eine reine jungfräuliche Dedikation ist, die noch keine sterbliche Seele berührt hat.

Ich möchte dies ganz festgestellt wissen, um jedem Anstoß und jedem Einwurf vorzubeugen, der etwa aus der Art und Weise, durch welche ich sie mir so vortheilbringend als möglich zu machen gedenke, entspringen könnte; – ich will sie nämlich öffentlich zum Verkauf ausbieten, welches ich hiemit thue.

Ein jeder Autor hat seine eigene Art, wie er sich hilft; und da ich nun das Dingen und Feilschen um ein paar Guineen im dunkeln Vorzimmer hasse, so beschloß ich gleich anfangs bei mir, in dieser Angelegenheit ehrlich und offen mit dem vornehmen Volke zu verfahren, und zu versuchen, ob ich dabei nicht besser wegkommen würde.[24]

Sollte sich demnach in Sr. Majestät Landen irgend ein Herzog, Marquis, Graf, Viscount oder Baron finden, welchem eine saubere, nette Dedikation noth thäte und auf welchen die obige paßte (denn nur wenn sie einigermaßen paßt, gebe ich sie überhaupt ab), so steht sie ihm für 50 Guineen zu Diensten, was sicherlich zwanzig Guineen wohlfeiler ist, als wofür es irgend ein Mann von Genie sonst thäte.

Wenn Sie sie noch einmal genauer betrachten, Mylord, so werden Sie bemerken, daß es kein so grobes Stück Schmeichelei ist, wie die meisten Dedikationen. Die Idee, das sehen Sie, Herrlichkeit, ist gut – das Kolorit durchsichtig – die Zeichnung nicht übel, oder – um mich wissenschaftlicher auszudrücken, indem ich mein Bild nach der Malerskala messe, die sich in 20 Grade theilt: ich glaube, Mylord, der Contour möchte etwa = 12, die Komposition = 9, das Kolorit = 6, der Ausdruck = 131/2 und die Idee, – vorausgesetzt, Mylord, daß ich meine eigene Idee verstehe und daß die vollkommene Idee = 20 ist, – doch gewiß nicht unter 19 sein. Ueberdem ist eine gewisse Haltung darin, und die dunklen Striche im Steckenpferde, welches eine Nebenfigur ist und dem Ganzen als eine Art Hintergrund dient, geben den Hauptlichtern auch der Gestalt Eurer Herrlichkeit eine große Kraft und lassen dieselbe wundervoll hervortreten, und dann – hat das ganze Ensemble einen Anstrich von Originalität.

Befehlen Sie also nur, schätzenswerther Lord, daß die Summe für Rechnung des Autors an Herrn Dodsley ausgezahlt werde, dann werde ich in der nächsten Ausgabe Sorge dafür tragen, daß dieses Kapitel wegbleibe und Eurer Herrlichkeit Titel, Würden, Wappen und ruhmwürdige Thaten an die Spitze des vorhergehenden Kapitels kommen, welches dann von den Worten: »de gustibus non est disputandum« an, nebst allem, was in diesem Buche von Steckenpferden handelt (sonst aber weiter nichts), Eurer Herrlichkeit gewidmet sein soll. – Das Uebrige dedicire ich der Luna, die, beiläufig gesagt, von allen erdenklichen Patronen und Matronen die meiste Macht besitzt, mein Buch in Aufnahme zu bringen und die Welt toll danach zu machen.
[25]

Strahlende Göttin!


Wenn du nicht mit Candide's und Miß Kunigundens Angelegenheiten zu sehr beschäftigt bist, so nimm auch Tristram Shandy in deinen Schutz.

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 1, Leipzig, Wien [o. J.], S. 24-26.
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