Durchleuchtigste Fürstin

Gnädigste Fürstin und Frau!

[1] So löblich / billig / und nützlich es ist / wann kluge /geschickte und erfahrne Manns-Personen / ihre herrliche Gaben / in schönen Büchern ans Liecht stellen /und durch zierliche Beschreibung der Wissenschaften und Tugenden ihre gelehrte Frömmigkeit der offenen Welt zu lesen geben / so vermessen und sträfflich scheinet es hingegen / wann Weibliche Hände / die (weiß nicht / soll ich sagen von Natur / oder aus einer unbilligen Gewonheit) zu öffentlichen Schrifften in gemein untauglich gehalten / und mehr der Erlernung / als Unterrichtung der[1] Weißheit / mehr der Ausübung als Beschreibung der Tugenden / fähig geachtet werden / sich denen Männlichen an die seite setzen / und ihrem gemeinlich-mangelhaften Kiel die Freyheit des Ausfliegens gestatten. Ich will dißmal nicht streiten / wie fern dieses Verfahren zu billigen oder zu verwerffen sey / sondern überlasse es E. Hoch-Fürstl. Durchl. hohem und gerechten Urtheil. Weil mich aber / der Gehorsam gegen unsrem Schäfer-gelübde / auch in so scheinbares Verbrechen gewickelt / habe ich / solches zu entschuldigen / und von einer schnellen Verdammung zu befreyen / gegenwärtige / zwar kühne / doch unterthänigste Zuschrift erwehlet: nicht etwan einiger Ungerechtigkeit / unter E. Hoch-Fürstl. Durchl. theurwürdigstem Namen /die Sicherheit[2] zu suchen / sondern unter Dero Gnad-Flügeln / wider die halsstarrige Unterdruckere und hochmütige Verächtere des Weiblichen Geschlechtes zu streiten / und den Befehl unsers Ordens / in Ausfärtigung einer Teutschen Kunst- und Tugend-Schrift / zu verteidigen. Unter einem dapfern Heerführer / wird auch ein sonst-verzagter Soldat beherzt zum fechten: also fürchte ich / unter einer stäts-siegenden Durchleuchtigsten Heldin / keine Gefahr der Niederlage. Weil nun / ein kühnes Beginnen / eines grossen Schutzes vonnöten hat / als hat sich auch meine übel-aufgeputzte Macarie / nicht anderst / als unter E. Hoch-Fürstl. Durchl. mächtiger Beschirmung / vor das angesicht der tadelsüchtigen Welt wagen wollen. Nächst deme / Durchleuchtigste Prinzessin / habe ich[3] hiermit meinen demütigsten Dank vor die hohe Begnädigung / mit welcher E. Hoch-Fürstl. Durchl. mein einfältiges Zuruf-Gedicht bey dero höchst-verlangten Ankunft und Hoch-Fürstl. Heimführung /aufgenommen / zu dem Saum dero Rockes legen sollen. Was Dorilis damals über Verdienst genossen /dessen suchet die dankbare Macarie / hiermit ein unterthänigstes Preis-Andenken zu stiften: der unterthänigsten Hoffnung / es werden E. Hoch-Fürstl. Durchl. wie den Glückwunsch / also auch die Danksagung / ihrer gnädigen Augen würdigen. Ein Weg /der einmal sicher betretten worden / machet auch das andere mal eine glückliche Reise hoffen. Und wo solte die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie billiger Herberge suchen / als bey E. Hoch-Fürstl.[4] Durchl. die da / so zu sagen / ein Meer sind / darein alle Flüße und Bäche der Tugend und Weißheit zusammen geflossen. Macarien Hirtenstab / suchet hohen Obschutz unter E. Hoch-Fürstl. Durchl. Zepter / und bey deroselben gnädigste Vergebung für die allzukühne Dorilis / daß sie / der sonst furchtsamen Macarie / den Weg zu Dero Throne gezeiget. Weil Macarie von der Tugend redet / als fürchte ich / wegen deren Ubergebung / von einer höchst-Tugendhaften Fürstin keine Straffe. Wie aber die Tugend die Glückseeligkeit zur Nachtretterin hat / als gibe der Tugend-geflissenen Macarie an E. Hoch-Fürstl. Durchl. ich den unterthänigsthertzinnigst getreuen Wunsch mit / daß dieselbe von Himmel mit dem[5] Uberfluß alles Hoch-Fürstlichen Glückwesens / nach Dero selbsteigenem hohen Wunsche / mögen überschüttet werden: demütigst bittend /in hoher Gnade gewogen zu verbleiben /


E. Hoch-Fürstl. Durchleuchtigkeit /

als meiner gnädigsten Fürstin und Frauen

Bayrsdorf den 25.

August-M. im 1673.

Christ Jahr.

Unterthänigst-gehorsamsten

Magd

Dorilis.[6]

Quelle:
Maria Katharina Stockfleth: Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie, 2 Bände, Band 2, Nürnberg 1673, S. I1-VII7.
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