90. Der Gotteslästerer in Lassahn.

[126] Im Jahre 1584 redete der Prediger, so damals zu Lassahn stand, von der Allgegenwart Christi, nach der menschlichen Natur wegen der persönlichen Vereinigung. Einer[126] seiner Zuhörer strafte ihn öffentlich Lügen, und blieb auch dabei, obschon der Prediger Gott zum Zeugen der Wahrheit seiner Behauptung aufrief. Da verfiel der Mensch aber auf einmal in gräuliche Wahnsinnigkeit, griff nach seinem Dolche, und wollte sich damit erstechen, verwundete sich auch hart, und wollte die Wunde nicht verbinden lassen, sondern riß sie immer wieder auf. Also mußte er, da er auch von keinem Prediger Trost annehmen wollte, zur Strafe für seine Gotteslästerung, in Verzweiflung seinen Geist aufgeben.


Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 443.

Quelle:
Jodocus Deodatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin 1840, S. 126-127.
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