[273] Die Vorigen. Suschen.
BÜRGERMEISTER. Na, Suschen, ist Adolf nicht vorbei gekommen?
SUSCHEN. Nein.
BÜRGERMEISTER. Das seh' ich. Sonst wären die Rosen fort.
SUSCHEN. Ich habe eine Viertelstunde am Zaun gewartet.
FRAU BÜRGERMEISTER. Er hat jetzt viel Arbeit.
BÜRGERMEISTER. Weil der Oberamtsrichter in Urlaub ist.
SUSCHEN. Das hat er mir gestern gesagt.
FRAU BÜRGERMEISTER. Vielleicht kommt er auch noch.
SUSCHEN. Jetzt nicht mehr. Es ist schon neun Uhr vorbei.
FRAU BÜRGERMEISTER. So spät? Da muß ich aber das Fleisch zusetzen.
SUSCHEN. Bleib nur, Mama. Ich gehe in die Küche.
FRAU BÜRGERMEISTER. Dann gib acht, daß Marie die Bohnen gut schneidet.
BÜRGERMEISTER indem er Suschen auf die Wange tätschelt. Und versalz' uns die Suppe nicht gar zu stark, gelt?
SUSCHEN. Nur ein bißchen. Geht langsam nach links ab und nimmt die Rosen mit, welche sie vorher auf den Tisch gelegt hatte. Sie bleibt plötzlich stehen und wendet sich um. Glaubt ihr, daß Adolf böse ist!
FRAU BÜRGERMEISTER. Geh, was denkst du?
BÜRGERMEISTER. Habt ihr euch denn gezankt?
SUSCHEN. Nein. Er war nur so sonderbar, gestern abend.
BÜRGERMEISTER. Das meinst du bloß.
SUSCHEN. Ich weiß nicht; er hat fast nichts gesprochen und hat mir kaum gute Nacht gewunschen.
FRAU BÜRGERMEISTER. Die Männer sind launisch; daran gewöhnt man sich.
SUSCHEN munter. Vielleicht hat er wieder einen Fall studiert; da hört und sieht er nicht. Ab.[273]
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