Saxo-Borussen

[323] Möchten Sie Saxo-Borusse sein?


Domela hat sie genau beschrieben:

was sie auf ihrer Kneipe trieben –

(Rülps)

wie sie fechten, fressen und saufen,

sich niemals ein Kollegheft kaufen –

jeder ein hochfeudales Schwein . . .

Ein feiner Verein.


Möchten Sie Saxo-Borusse sein?

Ramsch . . . Manieren: frech und beflissen –

»Werde zu Hause zu rühmen wissen!«

(Rülps)

Füchsegetriez und Chargenspiel;

Ideal: der uralte Leutnantsstil . . .

»Kein Bürjerlicher kommt hier zu uns rein –«

Ein feiner Verein.[323]


Möchten Sie Saxo-Borusse sein?

Das ist gar nicht übel. Im Westen und Osten

gehören ihnen die Botschafterposten –

sie beherrschen Deutschland. Sie sind dran.

Sie intrigieren. Mann für Mann.

In Peking, in Rio und in Madrid:

immer läuft ein Korpsband mit.

Und mit diesem Korpsband zieht die Blase

ein ganzes Volk an seiner Nase.

Wir fressens aus. Sie brockens uns ein.

Wer möcht da nicht Saxo-Borusse sein –!


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 27.09.1927, Nr. 39, S. 488, wieder in: Mona Lisa.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 5, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 323-324.
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