Siebzehnder Aufftrit.


[45] Bonavita, Xaverio, Francesco, Domenico hernach Roderigo und Philomarini.

Die innerste Scene öffnet sich.


BONAVITA. Also müssen wir in unserm Kloster vor das jenige büssen / was die Weltlichen Personen gesündiget haben.

XAVERIO. Es ist um ein geringes Schrecken zuthun / welches uns die Weltlichen wohl bezahlen sollen.

FRANCESCO. Ich fürchte nur der Pöbel möchte uns die Köpffe entzwey schlagen / ehe wir die Bezahlung fördern könten.

DOMENICO. Oder das Kloster wird uns über den Halß angestecket / daß wir die Bezahlung an keinen Orte verwahren können.[45]

BONAVITA. Was wollen wir thun? der Vice-Roy sucht seine Zuflucht bey uns / vielleicht wird er etwas gutes operiren / nachdem er mit dem Volcke aus dem Fenster geredet hat.

XAVERIO. Der Papst kan zwar eine Benediction durch das Fenster geben; Doch wenn ich ein Bürger wäre / und solte mit dem Vice-Roy durch das Fenster tractiren / so weiß ich nicht / wie mir die Benediction bekommen würde.

BONAVITA. Nicht zu laut / in diesem Tumult sind wir nicht allein.

RODERIGO kömt. Nun jhr Herren Patres, ich habe eurem Kloster biß dato viel zu dancken.

BONAVITA. Es wäre zuwünschen / daß jhre Excellentz sich an diesem Orte wohl befinden möchte / allein wir sind unbewehrte Leute / wo die Gewalt auff uns zudringen wil / so vermögen wir nichts. Unsere Heiligen müssen das beste thun.

PHILOMARINI. Jhr Excellentz sind um GOttes Willen gebeten / sie verziehen nicht / den schrifftlichen Revers wegen ablassung der Zölle schleunigst auszufertigen.

RODERIGO. Es ist eine Sache von böser Conseqvents.

PHILOMARINI. Aber die Conseqvens scheinet noch gefährlicher / wenn der rasende Pöbel dem Vice- Roy das Messer an die Gurgel setzet.

RODERIGO. Das Volck wil mich todt haben / wenn ich den Adel durch den Revers wieder mich errege so bin ich in gedoppelter Gefahr.

PHILOMARINI. Der Adel wird der Sache nicht zu wider seyn: denn wo dieses nicht erfolgt / so werden jhre Häuser schändlich zustört.

RODERIGO. Es thut weh / man soll nachgeben.

PHILOMARINI. Nachgeben hat seine Zeit. Vielleicht erleben wir die Zeit / da man sich wieder auffrichten kan. Und etwas im Vertrauen gesagt: Ein Vice- Roy kan leicht im Versprechen freigebig seyn; Denn hat er zu viel gethan / so mag es der König oder der Successor ändern.

RODERIGO. Wohlan jhr Eminentz sollen den Revers haben.

PHILOMARINI. Doch wenn solches geschehen ist / so eilen sie doch[46] auf das nechste Castell: es werden schon etliche von Spanischen Soldaten da seyn / denen sich euer Excellentz auf dem Trage-Sessel vertrauen können. Im übrigen wil ich bey dem Volcke so viel ausrichten / als mir möglich seyn wird.

RODERIGO. Euer Eminentz haben Autorität genung / das Volck zubesänfftigen; sie werden auch den Ruhm haben / daß sie als ein Erhalter des Estaats bey jhrer Königl. Majestät gepriesen werden.


Philomarini und Roderigo gehen ab.


BONAVITA. So wären wir gleichwohl des vornehmen Gastes loß.

XAVERIO. Aber / wo bleiben die andern Personen / welche das Kloster erfüllet haben?

FRANCESCO. Wenn wir selbst ausreissen / so mögen sie in unsre Zellen kriechen.

DOMENICO. Wo versteckt sich aber das Frauen- Zimmer?

FRANCESCO. Die Noth hat kein Gesetze. Bey so gestalten Sachen / mag ein Geistlicher eine Weibes-Person auch in seiner Zelle beherbergen.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 45-47.
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