Anderer Aufftrit.


[119] Philomarini, Ghirardini, Rossi, hernach Xaverio.


PHILOMARINI. Ach wie hat doch GOtt diese Stadt mit einem Spanischen Kopffe gestrafft / daß er seine Autorität uns zu unwiederbringlichen Schaden behaupten wil.

GHIRARDINI. Es sind Miedlinge / die Schafe sind nicht jhr Eigenthum. So nehmen sie auch dieses vor kein absurdum[119] an / wenn gleich der Ruin des Staats in vielen Stücken dargethan wird.

ROSSANA. Die Gemeine dringet auf uns loß / und die hohen Personen wollen noch zu jhrer Wohlfahrt gebeten seyn. Ich weiß wohl / was ich vor Worte vergebens habe verliehren müssen.

PHILOMARINI. Der Schade werde demselben beigemessen / der jhn hat verhindern können.

GHIRARDINI. Und der Nachruhm begleite die jenige Person / welche das meiste zu dem getroffenen Vergleiche cooperirt.

ROSSANA. Ich mag jhr Eminentz nicht schmeicheln; aber dieses wil ich gegen GOtt und der Welt bekennen / daß wir unsere Wohlfahrt diesem einzigen Haupte zu dancken haben.

PHILOMARINI. Wir Menschen thun nichts: und ich muß mich verwundern / daß man oft den Göttlichen Beystand vor eine Menschliche Klugheit annehmen wil.

GHIRARDINI. Auch die jenigen sind hoch zu halten / durch welche GOtt seinen Beystand erscheinen läst.


Xaverio kömt.


ROSSANA. Was haben wir uns vor Zeitung zu besorgen, daß dieser Bothe unser Gespräche verstören wil.

PHILOMARINI. Wir sind es gewohnet / daß eine böse Zeitung der andern die Hand bieten wird / biß wir dem reissenden Thiere das Seil über die Ohren geworffen haben.

XAVERIO. Ach jhr Eminentz / nun geht das Wetter über die Geistligkeit.

GHIRARDINI. Dieses käme der gegebenen Parol nicht nach.

ROSSANA. Und also möchten wir das betriegliche Spiegelfechten mit dem Vergleiche wohl unterwegen lassen.

PHILOMARINI. Ich wil nicht hoffen / daß die Klöster gestürmet werden.

XAVERIO. Ach es ist nicht viel besser. Er hat bey Leib und Lebens-Straffe ansagen lassen / es sollte kein Priester noch ein anderer Geistlicher auf der Gasse in einem langen Kleide erscheinen.[120]

PHILOMARINI. Ach was erleben wir vor Thorheit! Aber was bewegen jhn vor Ursachen darzu?

XAVERIO. Vielleicht / daß er seine Herrschafft wil über alle Menschen sehen lassen.

PHILOMARINI. Wer hat den Befehl gebracht?

XAVERIO. Sie folgen mir auf dem Fusse nach / welche vieleicht jhr Eminentz etwas deutlicher berichten können.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 119-121.
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