Fünffter Auffzug.

[12] Die Vorigen. Mierten, Gosch, Clas, Bauern.


GOSCH. Ihr Elementschen Leute / wüst ihr nicht / daß wir Wein getruncken haben / wo sich iemand an unsern Gespahn vergreifft / so brechen wir ihm den Halß.

CLAS. Ich tappe in finstern rum / und weiß nicht / ob ich Freund oder Feind in die Hände kriegen werde.

KRIX. Ach da bin ich helfft mir!

GOSCH. Ja ja da bin ich / laß mich nur zuvor in die Hände speyen / daß mir die Arbeit hübsch von Knobeln geht.

PUSE. Ey höre doch / die Arbeit ist einen Schelmen verdingt / wer heist dich biß in die sinckende Nacht Wein sauffen?

GOSCH. Nachbar Clas / es ist ein Wunder-Zeichen / es geht ein Gespenste auff der Gasse rüm / das sieht aus wie meine Frau.

CLAS. Ich halte wo ich zu tieff ins Wesen komme / so krieg ich auch ein Gespenste zu sehn / das meiner Frau ähnlich ist.

BRÜTTE. Ja / ja / du solsts zu sehen kriegen; He! was dendkstu nun?

CLAS. Was werd ich dencken? Hätt ich auff den Abend viel dencken wollen / so hätt ich den Tag über nicht gesoffen.[12]

BRÜTTE. Und hättestu dich am Tage nicht versteckt / so dürffte dich die Frau am Abend nicht suchen.

GOSCH. Es ist doch nicht recht / daß einen die Weiber ins Wein-Hauß nachkommen / wir haben bey einander gesessen / als ehrliche Leute / und was haben wir von unser Arbeit / wenn wir nicht einmahl den Staub aus der Gurgel schweiffen sollen.


Hier fangen die Weiber und Männer zusammen ein Geschrey an / endlich werden sie von Mierten gestillet.


MIERTEN. Ihr lieben Leute / last mich doch einmahl reden / ich bin unpartheisch / denn meine Frau liegt in Wochen / und kan mich nicht aus dem Wein- Fasse holen. Habt ihr gesoffen / so zahlt: wollen euch die Weiber ein Abend-Brodt drauff geben / so geht heim / die Leute sind in der Gasse gar ungeduldig / wo wir noch einmahl schreyen / so werden wir paar zu paar ins Loch geführet werden.

GOSCH. Ey / was soll mich die Frau hofemeistern / was ich versauffe / das ist mein Blut sauer Schweiß.

CLAS. Und was ich versauffe / das geht von den Meinigen / ich soll noch den ersten Heller dazu stehlen.

KRIX. Über den Gedräsche werd ich gar nüchtern. Hört doch / es nehme ein iedweder seine Frau / und gehe heim / da verträgt man sich am besten. Höre mein Eh-Schatz / du bist mir doch mit Leib und Seele ans Hertze gewachsen. Komm wir wollen sehn / wo das Pförtgen ein Loch hat.

EBBE. Ja ja / komm nur komm / du solst morgen dein Fleisch und Blut im Kopffe fühlen.


Gehen ab.


GOSCH. Nu liebe Mutter Puse, haben wir eine Sünde gethan / so werden wir sie wohl einander vergeben müssen / komm nur auch mit.

PUSE. Von der Sünde wollen wir reden / wenn wir heim kommen.

GOSCH. O solchen Qvarck werden wir unterwegens lange vergessen[13] haben / wer weiß was mich vor ein freundlicher Narr sticht / daß du mir wieder gut bist.

CLAS. Nun es gehet gar erbar zu / wie auff der Hochzeit / ich werde wohl meine schöne Mutter auch führen müssen.

BRÜTTE. Du solst hinte erfahren / was ich vor eine schöne Mutter bin.

CLAS. Ich gesteh es / ich bin heute ein garstiger Flegel gewesen / das ist mir am liebsten / daß ich noch keine Untreu an dir begangen habe / und du kanst es doch nicht übers Hertze bringen / du must mit mir freudlich thun.

BRÜTTE. O laß mich zu Frieden / mit den Possen kömstu bey mir nicht an.

CLAS. Ie du Narr / wilstu wercklich thun / kan ich doch wohl mit meinem Nachbar tauschen / geh / geh / und sieh / wer dich im finstern führen wird.

MIERTEN. Nu ich habe meine Gesellschafft fort geschickt / dörffte meine Frau über die Thür-Schwelle gehn / so würde ich wohl dem vierdten Paare nachtantzen. Aber Hey sa! Curage! Da steht ein Mann / der die Frau in Wochen liegen hat / und der sich auff seine eigne Hand lustig machen darff. Hey sa! Da steht ein Mann / der Geld hat / und der sich um die gantze Welt nichts schieret / wenn er nur vor der Frauen friede hat! Ach schade / daß die Weiber nicht zehnmahl nach einander in Wochen liegen sollen / da solte erst ein köstlich Leben um uns Männer seyn. Hey sa! Ich zerreisse mich / ehe meine Frau zur Kirchen gehet.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 12-14.
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