Sechster Auffzug.

[14] Mierten, ein Bauer. Stax, Micke, Trabanten.


STAX. Wer ist denn der Kerle / der sich zerreissen will?

MICKE. Wir wollen ihm eine Nehnadel bringen / daß er gantz bleibt.[14]

STAX. Bistu der leichtfertige Vogel / der die Stad zum Dorffe machen will?

MICKE. Und bistu der Schelme / der einen ehrlichen Gastwirthe das Nachtlager nicht bezahlen will? Denn ich sehe doch wohl / wir müssen nach der Wache schicken / daß sie dir Qvartier schaffen.

MIERTEN. Ihr Herren seyd ihr die Wache?

STAX. Ey du siehst uns für die Unrechten an / aber wir sind Fürstliche Diener.

MICKE. Und wo du noch viel Wesens machst / so wollen wir dir weisen / daß wir über die Wache gebieten können.

MIERTEN. O seyd ihr nicht die Wache / so scher ich mich um euch gar nichts. Ich hab für mein Geld gesoffen: Kan ich davor / daß ein ander nicht so gut schreyen kan.

STAX. Und kan ich davor / daß du ohne Schläge nicht wilt von mir kommen?

MICKE. Wer einen vollen Bauer prügeln will / der muß sich ein knötig Holtz von Schwartz-Dorne schneiden / sonsten fühlets so ein Ochse nicht.

MIERTEN. Ich halte / ihr wolt mich schlagen: O schlagt die Leute / die mir so geschenckt haben / ich sehe doch wohl / daß mein Weg der weiteste ist. Gehet ab.

STAX. Es wäre ein feines Spectacul vor unsern Fürsten gewesen / wenn ihn der Bauer hätte begegnen sollen.

MICKE. Ich weiß nicht / was dem Fürsten so gefallen muß / daß er alle Nacht gassaten geht / die Herrligkeit / die er auff der Gasse hat / die könte er sich zu Hofe zehen mahl besser machen.

STAX. Ein Fürste thut was er will / wer kan ihm wiedersprechen.

MICKE. Aber vielleicht könte ein Troupp volle Bauern kommen / die uns und dem Fürsten Schläge gäben.

STAX. O das Unglück ist nicht zu besorgen / wer in allen Dingen so furchtsame Händel bedencken will / der muß sich aus der Welt machen.[15]

MICKE. Du bist ein guter Kerle / du läst alles gehen wie es geht / ich werde die Kunst auch lernen / wenn ich keinen verachte / so darff mich keiner tadeln; Doch stille / der Fürste kömmt uns auff dem Fusse nach / wir müssen stille seyn / daß er sich nicht in unsere Discurse verliebet.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 14-16.
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