Innhalt.

Wir nennen das Spiel nicht unbillig eine MISCULENCE weil die ACTION biß weilen aus Hohen und Königlichen Personen / bißweilen aus gemeinen Bürgers-Leuten bestehet. Ja weil viel kleine Personen mit untermischet werden / die nach ihrem Verstande was kindisches mercken lassen. Ob auch wohl die Sache dergestalt eingerichtet ist / daß sie nirgend besser als auff einen Zittauischen THEATRO kan PRÆSENTIret werden; so dürffte doch nur hin und wieder was weniges ausgelassen werden; damit worden sich auch die Zuschauer anderswo daran vergnügen können.

Es bezeucht sich aber alles auff eine TRADITION, damit unsere lieben Alten sich über die massen viel gewust haben. Wir wolten auch einen grössern Staat davon machen / wenn sich nur in einem HISTORICO was gewisses antreffen liesse. Zum wenigsten sind die Umstände derselben Zeit nicht allerdings zuwider /daß wir uns auch an der Fabel belustigen mögen. Sonderlich da man in solchen Lust-Spielen nicht allemahl verbunden ist / lauter Historien anzuführen /wenn nur die Vorstellungen an sich selbst dem Menschlichen Leben ähnlich sind / und mit gutem Nutzen können angesehen werden.

Die Begebenheit an sich selbst ist diese: Königs OTTOCARI in Böhmen hinterlaßener Sohn WENCESLAUS, wird in seiner zarten Kindheit von dem Marggrafen zu Brandenburg als Vormunden auffgehalten. Doch als er auff inständiges Begehren der Grossen im Lande wiederum geliefert wird / verbindet sich die verwittwete Mutter mit einem von Zabisch /und da sie[5] wohl siehet / daß ihr kein andrer Weg zur Bestätigung des Königreiches offen stehet / als der Tod ihres Sohnes / werden viel Mittel ersonnen / diesen jungen Herrn um das Leben zu bringen. Allein die andern Landes-Stände mercken die List / und schaffen ihren künfftigen Trost heimlich fort. Und da hat eben die unlängst erbaute Stadt Zittau das Glücke / daß er daselbst auffgenommen / und auff einige Zeit versorget wird. Ob nun wohl unterschiedne List gebraucht wird / des Königes habhafte zu werden; So bricht doch letzlich die Untreu aus / die Königin wird mit ihrem Liebsten gefangen / der Anhang wird zerstreuet / und Wenceslaus wird mit Freuden nach Prage abgeholet / da er sich erkläret / der Stadt Zittau mit unsterblicher Königlicher Gnade beygethan zu verbleiben.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 5-6.
Lizenz:
Kategorien: