Vierdter Auffzug.


[120] Lisel, Girschick, der kleine Münch.


LISEL. Je last mich doch zu frieden / fürwahr ich schreye / wo ihr mir noch einmahl kommt.

GIRSCHICK. Je was wollt ihr denn schreyen / hat euch doch niemand gebissen.[120]

LISEL. Wer fragt darnach / ich schreye gleichwohl.

GIRSCHICK. Je nu so will ich auch schreyen / fangt an / wir wollen sehen / wer es am besten gelernet hat.

LISEL. Je seyd doch fromm / seht doch / wie der Herr König so hübsch thun kan.

GIRSCHICK. Ach ziehet dem Herr Könige meine Kappe an / und mir gebet ein verschammerirt Wamst / da wollen wir sehen / wer am hübschten thun kan.

LISEL. O nein ihr seyd nicht hübsch.

GIRSCHICK. Aber ihr seyd hübsch.

LISEL. Das mag seyn.

GIRSCHICK. So helfft mir doch / daß ich auch hübsch werde.

LISEL. O so ein garstig Ding darff nicht hübsch werden.

GIRSCHICK. Nu nu / wer unsers gleichen nicht lieb hat / der kömmt auch nicht in Himmel.

LISEL. Wer weiß ob ihr in dem Himmel kommt / wo ich den Himmel abgemahlt sehe / da sehen die lieben Engel gar nicht so aus.

GIRSCHICK. Da hab ich ein ander Bild / da stehen liebe Engel drauff.

LISEL. Weist mirs doch.

GIRSCHICK. Ich weise es gar nicht / warum bin ich nicht hübsch?[121]

LISEL. Nun ihr seyd hübsch / weist mirs nur.

GIRSCHICK. Wenn ich hübsch bin / so krieg ich auch ein Mäulgen.

LISEL. Nein nein / ich mag das Bild nicht sehen / nein / nein / die liebe Mutter spricht es ist Sünde.

GIRSCHICK. Die liebe Mutter hat sich VEXIRET.

LISEL. Nein nein / sie hat sich nicht VEXIret / wo ihr mir nahe kommt / so schlag ich euch ins Gesichte. Es erhebt sich ein Tumult.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 120-122.
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