CAP. XLIX.

[226] Sie waren sämptlich über diesem Bericht gar wohl vergnüget, und erfreuten sich, daß sie eine rechte Elle gefunden, damit sie alle ihre Narren nach der Länge und nach der Breite messen könten. Machten derowegen eifrige Anstallt mit ehester Gelegenheit nach Hause zu kommen, da sie denn alles in gutem Zustand antraffen, und die leeren Felder in dem Anfangs erwehnten Saale also außputzen liessen. Oben über ward mit grossen Buchstaben geschrieben:


DIOGENES

AMOVE LATERNAM

HOMINES HIC SUNT NON HOMINES.


Das mittelste Feld war etwas höher, da stund ein Mensch, der umbfieng eine Jungfrau, welche von hinten zu lauter Feuerflammen außspie, mit der Uberschrifft:


STULTE

DUM MUNDUM COLIS

INFERNUM AMPLECTERIS.


Auf einem Seiten-Felde war ein Mensch, der küste[226] eine Jungfrau, welche vorn lieblich bekleidet, hinten als ein Todengerippe war, mit beygefügten Worten:


STULTE

DUM VANITATES DEPERIS

MORTEM AMPLECTERIS.


Auf dem andern Seiten-Felde stund ein Mensch, der liebte eine Jungfrau, welche hinten als eine Bettelmagd außsah, mit der Uberschrifft:


STULTE

DUM DULCEDINEM SECTARIS,

INFAMIAM AMPLECTERIS.


Unten stund eine kleine Taffel, darauf diese Worte zu lesen waren:


FELIX

QVIA STULTORUM PERICULIS

CAUTIOR FACTUS

INEPTORUM MAGISTRORUM

PRUDENS DISCEDIT

DISCIPULUS.

APERTA EST SCHOLA

STULTORUM OMNIA PLENA.

Quelle:
Christian Weise: Die drei ärgsten Erznarren in der ganzen Welt. Halle an der Saale 1878, S. 226-227.
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