XXII.

[132] Ein Grafe zu Lorindo, das heisset an einem erdichteten Orte / da man nicht schuldig ist / alle Circumstantias zu legitimiren / er mag nun Catholisch oder Lutherisch gewesen seyn. Doch es sey ein Graf zu Lorindo, legte eine neue Stadt an / und als er die Gemeine in ziemliche Ordnung gebracht hatte / also / daß ihm weder Burgermeister noch Stadtschreiber fehlete / so war er um einen Historicum bekümmert / der ihm den Ansang ordentlich registriren / und zu Continuation der Chronicka einen guten Grund legen möchte. Als er nun wuste / daß auf einer benachbarten Messe viel Leute von allerhand[132] Gattung erscheinen würden / so schickte er zwey kluge Bedienten dahin / die im Wirthshause etwas stille liegen / und nach einem qvalificirten subjecto nachforschen solten. Nun haben sie bald im Weinkeller / bald im Buchladen / bald in anderer Conversation eine und andern Gattung von obengedachten Leuten gesehen: Sie haben auch von andern Anwesenden die Lehren angehört / wie die Ruhmräthigen Praler sind verspottet / und zu bessern Nachdencken angewiesen worden.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 132-133.
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