Vorrede

Ich weis in der That nicht, was ich der Welt, indem ich ihr diese Lieder übergebe, für ein Compliment machen soll. Sie wird unzufrieden seyn, daß man sie mit solchen Tändeleyen überhäuft, und ich werde nichts darauf zu antworten wissen, und es Zeit genug bereuen. Aber was ist der Autorstolz nicht für eine wunderliche Sache? Man glaubt anfangs blos zu seinem Zeitvertreibe zu spielen, man gefällt sich, und wie bald bildet man sich nicht ein, man müsse auch der witzigen Welt gefallen? Man läßt drucken, man wird getadelt: man nimmt es übel, schreyt über den Verfall des Geschmacks, und es fehlt nicht viel, daß man seine Leser nicht lieber gar für Thoren hält. Und wer war der größte Thor? ich will die Frage unentschieden lassen: die Antwort möchte den Autor zu sehr demüthigen. These World was made for fools, sagt Shakespear, und wer wollte sich davon ausschließen? Das größte Verdienst des Autors, wenn er einiges hat, ist, daß er noch einen großen Theil von solchen Kleinigkeiten unterdrückt, und niemals wieder auf diese Art zu erscheinen verspricht.

Unter den Liedern sind einige aus der Stephanianischen Anthologie, und aus dem Französischen entlehnt. Da der Autor aber vergessen, woher er eins oder das andere genommen hat: so will er sie, um sie nicht unrichtig anzugeben, lieber gar nicht angeben; und wie wenig würde auch daran liegen, wenn sie das Glück zu gefallen hätten.

Quelle:
Christian Felix Weiße: Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 4.
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