Erstes Exempel.

Eines bösen Buben Seel nehmen die böse Geister mit sich in die Höll hinunter.

[52] Der heilige Pabst Gregorius erzählet, wie daß zu seiner Zeit ein Bub gelebt, so nicht über 5. Jahr alt war, jedoch habe er zum Bösen so viel Verstand gehabt, als andere, die schon über 7. Jahr alt seynd. Weilen nun sein Vatter ihme alles übersehen, seye der Bub so böß und verderbt worden, daß wann man nicht gleich gethan, was er gewolt, er nicht allein vom Zorn sich einnehmen lassen, sondern auch Gottsläfterliche Wort ausgestossen. Was wurde endlich daraus? Höret! als dieser Bub einstens seinem Vatter auf der Schooß sasse, da sahe er etliche kohlschwartze Männer gegen ihm kommen, die ihm troheten, sie wollten ihn wegnehmen. Er schrye also überlaut: Vatter, Vatter! Hilf mir. Als ihn nun der Vatter gefragt, warum er also schrye, und wo ihm fehle? da sagte der Bub: sihest du nicht die kohlschwartze Männer? sie trohen mir, sie wollen mich wegnehmen. Wie ihm aber der Vatter sagte: er könne niemand sehen, es seye nur eine Einbildung; solle sich also nicht förchten: da wurd der Bub zornig, und stoßte nach Gewohnheit Gottslästerliche Wort aus; worunter er zugleich die Seel ausgeschüttet: welche dann die kohlschwartze Männer, nemlich die böse Geister mit sich in die Höll hinunter geführt. S. Greg. l. 4. Dial.

O grosse Verantwortung dieses Vatters! dann hätte er seinem Buben nicht so viel übersehen, sondern bey Zeiten die Ruthen gebraucht, wurde er dessen Seel errettet haben; die anjetzo in der Höll den Vatter verflucht, und in Ewigkeit verfluchen wird. Allein das ist hinläßiger Vätteren verdienter Lohn.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 52.
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