Fünfte Begebenheit.

Glückliche Ankunft, und glorwürdiger Einzug dreyer Japonesischer Königen Abgesandten zu Rom, den allgemeinen Vatter der Christenheit zu verehren.

[610] An den äussersten Gräntzen Asiä, gegen Aufgang der Sonnen liegt das grosse Wasser-Land Japon, welches man billich ein Welt der Inßlen [610] nennen kan. Wird in 66. Königreich abgetheilt, welche alle von einem Kayser mit vollem Gewalt beherrschet werden. Ist allerseits umringet mit Gebürg; reich an Silber-Aderen, Fischen, und Thieren; aber gesparsam an Früchten, so mehrentheils bestehen in Getreid und Reiß. Dieser dienet ihnen zur Speis; und ausgepreßt zum Tranck. Ware unseren Vorfahrern unbekannt, und ist erst entdeckt worden von den Portugesen ohngefähr um das Jahr 1539. als sie durch Sturm und Ungewitter dahin gerathen. Nun war dazumahl die gantze Insel mit der Finsternuß des Heydenthums, und der Abgötterey überzogen. Der erste, so bey dem Liecht des Glaubens, mit welchem die Christliche Lehrer Japon bestrahleten, von Cosmas Turrianus, aus der Gesellschaft JEsu, im Christlichen Glauben unterwiesen, ware aus den höheren Stands-Personen der König von Omura, in dem Heil. Tauf Bartholomäus genannt, desen Eifer, den Glauben durch sein gantzes Reich zu beförderen unter tausenderley Beschwernussen; Standhaftigkeit in den Verfolgungen bis in Tod; herrliche Sieg wider die Rebellen und Feind der wahren Religion seynd nicht zu beschreiben. Aus viel 1000. Heydnischen Clösteren und Götzen-Templen bliebe kein eintziger in seinem gantzen Gebiet stehen, den er nicht niedergerissen, oder zu einem besseren Gebrauch der Christen verordnet hätte. 70000 seiner Unterthanen hat er mit Klugheit, und guter Manier zum Christlichen Glauben gebracht; die Widerspenstige aber alle vertrieben, also, daß im Jahr 1579. acht Jahr vor seinem seligen End in dem gantzen Königreich Omura nicht ein Fußstapfen mehr einiges Irrthums zu spühren geweßt. Ware also Bartholomäus ein unbewegliche Saul Japonischer Kirchen; ein Durchleuchtiges Beyspiel der Heiligkeit, welches an Glantz herrlicher Tugenden und Heldenthaten auch den alten Christlichen Fürsten nichts nachgegeben.


Das gottselige Exempel Königs Bartholomäi zoge, gleich einem Magnet, viel andere Fürsten und Königliche Personen, beyderley Geschlechts, nach sich. Neben anderen auch den König von Bungo, deme in dem Heil. Tauf der Namen Franciscus zu Theil worden. Er ware ein recht gottseliger Fürst, allen schweren Zufällen gewachsen. Und nachdem er ein Exempel von allerhand Tugend, und auserlesener Christlichen Gottseligkeit von sich gegeben, ist er im 9ten Jahr seines Christenthums, seines Alters im 58. mit sehr empfindlichen Schmertzen und Traur des gantzen Lands gestorben, und mit allen Ceremonien nach Catholischen Brauch zur Erden bestattet worden.


Der 3te und unter den Japoniern der Vornehmste, welcher von Pater Alexander Valignanus, aus der Gesellschaft JEsu, im Jahr 1570. den Heil. Tauf empfangen, ware Protasius zu Arima. Ein treuer Beschützer[611] der Christenheit zur Zeit der Verfolgung: Der sich anerbotte auch sein Leben, Ehr, Haab und Gut für den wahren Glauben aufzusetzen.


Nun diese 3. König, Bartholomäus, König zu Omura; Franciscus, König zu Bungo; und Protasius, König zu Arima, die vornehmste Saulen Japonesischer Christenheit, als sie in Erfahrnuß gebracht, was gestalten P. Alexander Valignanus, Visitator Japonesischer Kirchen, nach eingenommenem Augenschein des Christlichen Weinbergs, und dessen glücklichen Fortpflantzung, seine Ruckreis nach Rom verordnet hätte, dem P. General des Jesuiter-Ordens, seines verrichten Amts halber völligen Bericht zu erstatten, etc. Entschlossen sie sich ihme von ihren nächsten Anverwandten 4. Reis-Gefährten beyzufügen, welche an ihrer statt sich zu den Füssen des allgemeinen Vatters der Christenheit werfen, schuldigsten Gehorsam anerbieten, und als neu-erworbene Schäflein seiner vätterlichen Obsicht anbefehlen solten. Pater Valignanus verwilligte gar gern in diesen gottseligen Anschlag: Theils, weil er sahe, daß solches zum höchsten Trost Ihro Päbstlichen Heiligkeit, und denen Christlichen Fürsten in Europa, ja Männiglichen zu lehrreicher Erinnerung dienen wurde, wann sie gewahr wurden, wie das göttliche Gnaden-Liecht aller Orten sich ausgiesse, und annoch aus der Dunckelheit des Heydenthums König zu der Erkänntnuß des Heylands beruffen werden: Theils auch, weil er dieses für das bequemeste Mittel erachtete, den hochmüthigen Japonesern ihren Irrwohn zu benehmen, welche niemahlen glauben wolten; das anderstwo auch Leut; sondern Europam für ein hungeriges Land hielten: Weil dessen Innwohner, nemlich die Europäer, einen so weiten Weeg durch mancherley Ungemach, und Gefahren bis nacher Japon auslieffen; von welcher Einbildung sie zweifels ohne wurden abstehen, wann diese durch eigene Erfahrnuß der Japoneser widerlegt wurde.


Franciscus, König zu Bungo bestimmte für seinen Abgesandten Don Mancio Ito, einen schönen, beynebens auch bedachtsamen Printzen, welcher in der ersten Blühe seiner Jahren, deren er kaum 15. nach sich gelegt, schon ein mannbare Ernsthaftigkeit spühren liesse. Protasius, König zu Arima, erwählte Don Michael Cinga: Und Bartholomäus, König zu Omura eben diesen Michael, als seinen Enckel, einen Jüngling sittsamer Gebärden, guter Vernunft, und gleichen Alters mit dem vorigen. Diesen beyden, als der Gesandschaft vornehmsten Häupteren, wurden beygesellet Don Julianus Nacura, und Don Martinus Fara, beyde von hochadelichen Häuseren, und grosser Dapferkeit. Darzu kamen noch 2. edle Dienst-Knaben samt einem Hofmeister. Da nun alles reisfertig, eilten sie mit P. Valignano nach dem Meerhafen zu Naganzui, und stoßten [612] vom Land den 20. Tag Hornung im 1582. Jahr. Den ersten Lauf nahmen sie nach Sina, und erreichten den 18. Tag Macaum, ein Portugesische Meer-Stadt. Der Bischof und Statthalter samt dem gantzen Volck empfiengen sie mit höchstem Ehren- und Freuden-Gepräng, und genossen ihrer angenehmen Gegenwart bis in den 10ten Monat, bis ein gewisser, und ihr Reis zu beförderen vorträglicher See-Wind, der sich nur einmahl im Jahr spühren laßt, zu wehen anfienge. Bey so benöthigtem Aufenthalt, wie auch die übrige Reis hindurch übten sich die guten Printzen in Erlernung der lateinischen Sprach, welche ihnen in Europa so nutzlich, als nothwendig seyn wurde. So bald gedachter Wind sich angemeldet, brachen sie von Macao den letzten Tag Christmonats auf, und gelangten durch viel Sturm, und Meer-Wellen, wovon viel grosse Lastschif gesuncken und gescheiteret, nach 2. Monat zu Malaca, der äussersten Handel-Stadt in Indien, schadloß an. Von dannen zoge sie der Wind nacher Tricandur, Corino, Goa, und viel andere Ort mehr, bis sie nach Verfliessung 2. gantzer Jahr endlich zu Lisbon in Portugall frisch, und gesund eingeloffen den 10ten Augustmonat des 1584. Jahr. Von dorten eilten sie nach Toledo, und von daraus gienge die Reise nach der Königlichen Haupt-Stadt Madrit, die sie den letzten Weinmonat erreicht haben. Sie wurden gleich anderen Königlichen Gesandten sehr prächtig eingeholet. König Philipp der Andere zuckte die Hand, die sie mit demüthigem Kuß verehren wolten; fiele ihnen freudig um den Hals, und mußten seine junge Printzen desgleichen thun. Als sie mit eigener Ansprach das Ziel vorhabender Gesandtschaft entdecket, wurde das überreichte Sendschreiben dreyer Japonischen Königen in Spanischer, und Japonischer Sprach überlaut abgelesen, dessen vernommenen Innhalt Philippus mit hertzlichem Anzeigen der Freud stracks begegnete: Wie daß er gedachte König in seinem Hertzen verschlossen habe, und höchst-erfreut wäre, daß ihre gewünschte Zuneigung durch so ehrwehrte Gesandtschaft ihme kund gemacht worden: Seye auch gäntzlich der Hofnung, die allbereit erwachsene Freundschaft werde zu beyderseits Christlichen Aufnehmen täglich einen mehreren, und glücklicheren Fortgang gewinnen, etc. Länger konte er seiner Hoheit nicht verschonen. Gabe derowegen der zarten Anmuthung den Zaum; handelte mit ihnen gantz freundlich; betrachtete ihre Kleidung von Fuß auf; nahme die Säbel in die Hand; erforschte ihre Lands-Gebräuch, und Herkommen, etc. Alles mit so liebreicher Gemeinschaft, und freundlicher Zuneigung, daß sich jedermann darüber verwunderte: Alldieweilen man an Philippo, einem so gar ernsthaften Fürsten, vorhero niemahlen dergleichen verspührt hatte. Hernach befahle er, ihnen seine Schätz und Kunst-Kammer, voll der kostbaresten Raritäten zu weisen; darauf [613] nach dem Königlichem Gebäu Escurial, einem rechten Wunder der Welt, abzuführen, herrlich bewürthen; mit allerhand Freuden-Spiel zu erlustigen; beschließlich beyzubringen, was zu dero hohen Ehren, und seiner Majestät hochgeneigten Willen gereichen möchte.


Nachdem sie eine Zeitlang allda sich erquicket, seegneten sie mit hertzlicher Beurlaubung der Spanische Hof, eilten dem Welschland, und der gantzen Christenheit Haupt-Stadt zu, wohin ihrer Ankunft halber schon unterschiedliche Botten abgeflogen waren.


Das vätterliche Hertz des allgemeinen Hirtens, welcher dazumahl ware Gregorius der 13te sehnete sich entzwischen mit höchstem Verlangen nach diesen neugebohrnen Schäflein, und fiele ihm der Aufschub ihrer Gegenwart um so viel schwerer, je länger je mehr selbige herzunahete. Als er vernommen, daß sie zu Aquapendente, einer ihme bottmäßigen Stadt, angelangt, befahle er, ihnen 200. bewehrte Fuß-Knecht zuzuordnen, damit sie mit mehrerem Ansehen das Kirchen-Gebiet durchwanderten. Es schluge aber noch ein viel grössere Menge Volcks darzu, aus Begierd, diese Fremdling zu sehen, also, daß sie fast allenthalben von mehr, als 1000. Menschen begleitet daher zogen. Gregorius fertigte entzwischen einen Reit-Botten nach dem anderen ab, die ankommende Printzen seines innbrünstigen Verlangens zu versicheren, und hierdurch ihre Ankunft zu befördern. Wie sie der Stadt genäheret, kamen 3. Scharen wohl-bewafneter Reiter ihnen entgehen, von denen sie bis nach Rom begleitet worden. Und ob sie schon sich beflissen, in höchster Stille einzuziehen, des Vorhabens, den offentlichen Einzug auf ein bequemere Zeit zu verschieben, war doch schon theils bey dem Thor, theils auf allen Gassen, wo sie durch müßten, ein unzahlbare Menge Volcks. Der erste Gang ware zu dem Profeß-Haus der Gesellschaft JESU, bey dessen Thür-Geschwell der Pater General Claudius Aquaviva des Jesuiter-Ordens mit 200. seiner Geistlichen auf sie wartete, und sie mit so zarter Gemüths-Neigung empfangen, daß keiner der Freuden-Zäher sich enthalten können. Nach abgelegter trostreicher Bewillkommung wurden die Abgesandte in die Kirchen geführet, und offentlich mit Absingung des Ambrosianischen Hymni GOTT Danck gesagt, daß er die nun anwesende Printzen von den äussersten Erd-Gräntzen der Welt durch so manigfältige Reis-Ungemach, und Lebens-Gefahr zu ihrem Zweck gebracht. Allwo sie dann auch denselbigen Tag geblieben, gespeist, und geschlaffen haben, nach dem sie 3. Jahr, ein Monat, 2. Täg auf der Reis gewesen, und 7000. Meil Weegs nach sich gelegt haben.


Nun weiters. Obschon die Herren Abgesandte gäntzlich des Entschlusses gewesen, keinen äusserlichen Pracht, [614] oder offentlichen Einzug in die Stadt Rom zu halten, sondern in Christlicher Demuth, und aller Stille sich zu den Füssen Ihro Heiligkeit zu begeben; so lautete doch Gregorii, und der Herren Cardinälen Rathschluß gantz anderst: nemlich, wie daß ihr offentlicher Einzug zur Hochschätzung, und billichem Ansehen des Römischen Stuhls; im Gegentheil zu nicht geringer Beschämung der Uncatholischen gereichen wurde, etc. Seynd also in einer Gutschen nach dem Pallast Julii des 3ten abgeführt, und hieraus durch die berühmte Stadt-Pforten del Popolo genant, welcher aller Abgesandten gemeiner Eingang ist, mit folgendem Pomp eingezogen.


Den Vortrab hatte die Päbstliche Leibwacht, welche in zierlicher Hof-Farb daher ritte, und ein Anzahl Schweitzerischer Fuß Knecht nach sich zoge. Denen folgten die Bedienten und Höflingen der Cardinälen, alle mit Viol-Farber Kleydung. Nechst diesen die Abgesandte der ausländischen Fürsten, und Königen, so viel dazumahl anwesend, neben der Römischen Reuterey, die mit vorgehenden Heerpaucken und Trompeten-Schall angefrischt wurde. Hierauf sahe man eine schöne Ordnung der Cammer- und Hof-Bedienten Päbstlicher Heiligkeit: hernach die 3. Japonesische Abgesandte zu Pferd, so mit schwartz sammeten Decken bekleydet; anderwärths aber herrlich gezieret waren. Ihr liebreiches Ansehen vermehrte den Glantz der Kleydung, welche bestunde in einem dreyfachen Leib-Rock, der von dem feinesten Seyden-Zeug, und nach Japonesischer Arth mit Vöglen, Blumen und Laubwerck künstlich eingewirckt, vornen her frey und offen, beyder seits mit weiten Ermlen bis zur Erden hinab flosse. Der Hals war mit einem zarten, und kunstreich gewebenem Schleyer eingebunden, das Haupt bedeckte ein wollständiger Turbant, die Seiten bewehrt mit einem Säbel, so mit Perlein und köstlichen Edelgestein besetzt einen wunderschönen Glanz von sich gabe. Zu erst ritte Mancius, Enckel des Königs in Bungo, von 2. Ertz-Bischöffen begleitet. Nach ihme Michael, nächster Vetter zweyer Königen zu Omura, und Arima, gleichfals zwischen 2. Bischöffen: und endlich Martinus, der 3te Abgesandte, beyderseits von Adels-Persohnen umgeben, den gantzen Aufzug beschlosse der Römische, zumahl auch ausländische Adel, so von aller Gegend beyzuwohnen sich versammelt hatte. Alle Strassen wimmelten vor Menge des Volcks, alle Fenster waren angefüllt mit Zuseheren: man vernahme nichts anders, als freudiges Glück-Wünschen, und höchstes Verwunderen über so Freud- und Ehren-werthe Ankunft dieser Christl. Printzen.


Demnach man bey der Engelburg angelangt, da Gregorius samt allen Cardinälen ihrer gewärtig, wurden sie mit Lösung alles Geschützes feyrlich eingeholet, und durch die unzahlbare Menge des Volcks (dann die gantze [615] Stadt schiene sich allda gesammlet zu haben) zu dem Päbst. Thron hinein geführt. Bey erstem Anblick des heiligsten Vatters warffen sie sich sammentlich zur Erden, und verehrten mit demüthigem Kuß die Füß seiner Heiligkeit. Er aber fiele ihnen zu 3 mahlen um den Hals, hertzigte sie mit Vätterlicher Neigung, und zerflosse fast in Freud-Thränen. Desgleichen auch die Herren Cardinäl, und andere hohe Anwesende hohe Prälaten redeten mehr mit Zähren, als mit Worten.


Nach geschehenem Gruß-Gepräng fienge Mancius an, und nebst ihme Michael der vorgenommenen Reiß, und allbereit glücklichen Ankunft erhebliche Ursachen in eigener Lands-Sprach vorzutragen, als nemlich: daß sie allein vorhanden wären, den schuldigen Gehorsam im Namen ihrer Principalen und Anverwandten Königen in Japon, Francisci Königs zu Bungo; Protasii Königs zu Arima, und Bartholomäi Königs zu Omura Ihro Päbstl. Heiligkeit, als dem obersten Kirchen-Hirten Christlichen Schaaf-Stalls demüthigst anzubieten, mit beygefügter Bitt, er wolle sie seiner Vätterlichen Obsicht, als getreue Glieder dem sichtbarlichen Leib Christi einverleiben. Als solches von Gregorio mit lieblicher Gegen-Red beantwortet, wurden die Königliche, und von dem Päbstl. Secretario aus dem Japonischen ins Welsche übersetzte Sendschreiben vor männiglich abgelesen, aus welchen die tieffe Ehrenbietigkeit gegen Ihro Päbstl. Heiligkeit, und der Eyfer in der Catholischen Religion sattsam zu ersehen war.


Nach abgelesenen Königlichen Schreiben brachte auch P. Caspar Gonzales, ein Jesuit, seine an den Römischen Pabst, und Anwesende Cardinäl wohl-ge stellte Red-Verfassung im Namen der Abgesandten vor, deme Ihro Päbstl. Heiligkeit durch einen Cardinal in lateinischer Sprach antworten liesse. Und hiemit hat diese Versammlung ihre Endschaft genommen.


Was hierauf für ein stattliches Tractament, Ehr, und Kurtzweil denen Herren Abgesandten nicht allein von dem Päbstl. Hof, sondern auch aller ausländischen Fürsten Legaten die 3. Monath hindurch (dann so lang seynd sie zu Rom verblieben) erwiesen worden; was sie alles von Raritäten in Heiligen und Profan-Sachen gesehen, wie sie so wohl zu Rom, als auch in der Ruckreiß zu Ferrara, Venedig, Mantua, Mayland, und anderen Orthen für sich, und ihre Principalen von kostbahren Geschäncken, neben allerley höchsten Ehren-Bezeugungen erhalten, wäre zu lang zu erzählen. Jedannoch eines kan ich nicht umgehen, und ist der zeitliche Hintritt Gregorii des Pabsts, der sich im April begeben, da die Herren Abgesandte noch zu Rom sich befanden; welches bey ihnen wohl grosses Leyd verursachet. Unter welcher Zeit auch einer aus ihnen, nemlich [616] Julianus erkranckt. Da hätte man sollen sehen die Sorgfalt, und Liebe der gantzen Stadt. Gregorius selbsten todt-kranck, ware nicht vergnügt, daß er ihm seine Leib-Aertzt zusandte; sondern schickte täglich einen seiner Hof-Bedienten, zu erforschen, wie es mit Juliano stunde. Und das thate er noch ein Stund vor seinem Tod: und da er vernahme, daß es sich mit ihm zur Besserung schickte, preisete er GOtt, schluge gantz wohl getröst die Händ zusammen, und sprache: jetzt bin ich schon vergnügt; jetzt will ich gern sterben, wann nur mein Julianus lebt.


Gregorio, diesem so klugen, und um die gantze Christenheit hochverdienten Pabst ist durch rechtmäßige Wahl auf dem Stuhl Petri nachgefolget Sixtus der 5te, der nicht mit geringerer Ehr und Lieb, als sein Vorfahrer, die Herren Legaten umfangen; auch mit Schreiben und ansehnlichen Geschänck an gedachte 3. König sie wiederum abgefertiget hat. Worauf sie von Rom Abschied genommen den 30. Tag Brachmonat noch selbigen Jahres, und aus Welschland nacher Spanien und Portugall den Ruckweg gesucht. Beurlaubten allda Europam, und kehrten mit vollen Seglen wiederum nach Indien. Letztlich hat sie der Seehafen Nangazaqui in Japon den 21. Heumonaths im Jahr 1590. glücklich wiederum empfangen. Sie fanden ihre Frauen Mütter noch bey Leben, wie auch beyde König zu Bungo und Arima. An statt Bartholomäi aber, Königs zu Omura, der entzwischen mit Tod abgangen, seinen Sohn und Nachfolger im Reich Sanchez, bey denen P. Valignanus die Päbstl. und anderer Europäischen Fürsten Geschänck abgelegt. Das letzt war das best. Dann die fromme Fürsten, die nunmehr von weltlichen Ehren und Freuden verkostet, was ein ehrliches Gemüth wünschen kan, und aber ein Eitelkeit über Eitelkeit in allen befunden, haben endlich einen Eckel ab allem Zeitlichen bekommen, Christi Dienstbarkeit der Fürsten Freyheit vorgezogen, haben alle 4. eyferigst in die Gesellschaft JEsu einzutretten verlangt, und seynd nach vielem Bitten und Anhalten von P. Valignano darein aufgenommen worden. Einer daraus, nemlich Julianus Nacaura, nachdem er 42. Jahr lang mit Predigen, und andern Seelen-Dienst in seinem Vatterland viel Gutes geschaft, ist des Marters-Palms würdig geachtet worden, indem er unter der Regierung des Wüterichs Daifusama bey den Füssen aufgehenckt, und mit dem Haupt in aller seits verschlossene finstere Gruben bis an die Knye gesenckt (welches ein neu-erfundene grausame Tortur in Japon ist) also hangend bis auf den 4ten Tag beständig verharret, und dergestalten GOtt seinem Belohner zur ewigen Cron zugeflogen. Das ist ja ein Geschicht, welche verdient mit goldenen Buchstaben in das Denck-Register ewiger Zeiten einverleibt zu werden. Rauscher S.J. ex Hazart Ejusd. Soc. Conc. 3. in Festo. 3. Regum.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 610-617.
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