24. Auf die zwey Philenen[143] 1

Des Vaterlandes Lieb' hält Leichen viel zu schlecht,

Sie spottet der Natur, und schwächt ihr erstes Recht;

Denn dass des Eifers Macht im Tod auch nicht nehm' ab,

So legt sie auf einmahl den Geist und Leib ins Grab:[143]

Carthago der es nutzt, schaut doch bestürtzt es an,

Und sorgt, dass man nicht mehr nach solchen Thaten tracht',

Dadurch sich mancher Held im Tod unsterblich macht,

Weil was unsterblich ist, begraben werden kan.


Fußnoten

1 Die zwey Philenen. Dass bey einer vorgenommenen Gräntzscheidung sich diese zwey Gebrüder lebendig begraben lassen, um hiedurch ihrem Vaterland' ein klein Stück Landes zu gewinnen beschreibet Val. Max. Ich bilde mir aber ein dass diese zwey Helden, als sie diese stoltze That verrichtet, ungefehr von den Jahren werden gewesen seyn, als ich war, wie ich diese stoltze Verse auf sie geschrieben.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 143-144.
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