19. Auf die Klagen über die Kürtze des Lebens

[181] Dass eine kurtze Zeit diss Leben wehr't, ist wahr,

Und dass man jeden Tag, den man gewinnt, verlieret;

Die Klagen aber, die hierüber mancher führt,

Die wiederlegen offt des Klägers eigne Jahr':

Wie wenig greifft der Tod in ihrer Kindheit an?

Wie selten trifft es also ein,

Dass unser Kinder-Hembde kan

Auch unser Sterbe-Kittel sein?


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 181.
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