56. Auf Strephons Gespräche

[398] Wenn Strephon spricht, schweigt jedermann,

Und hört ihn offt mit Lust, offt mit Verwundrung an;

Es wird kein Wort von ihm verschwendet:

Viel ist es was er sagt, doch was er nicht sagt mehr;1

Dem denckt man nach, wenn er geendet,

Und giebt ihm denn auch noch, wenn er schon schweigt, Gehör.2


Fußnoten

1 Doch was er nicht sagt, mehr.


Plus enim intelligitur quam dicitur.


Quintil. 1. 6. c. 3.


2 Und giebt ihm denn auch noch, wenn er schon schweigt, Gehör. Dieweil man demjenigen was er gesaget, nachdencket; Und wenn man die Sinnligkeit der Sache begriffen, hernach eben so viel Vergnügung darüber empfindet, als wenn man sie selbst erfunden hätte. Auditoribus grata sunt haec, quae cum intellexerint, acumine suo delectantur; et gaudent non quasi audiverint, sed quasi invenerint.

Idem 1. 8. c. 2.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 398-399.
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