12. Auf die Eroberung von gantz Hungern, unter der itzt regierenden Kayserl. Majestät[416] 1

Ein Käyser, der in Frömmigkeit

Setzt seinen grössten Ruhm, der hat in kurtzer Zeit

Den Türcken dieses abgenommen;

Warum so mancher Held von seinen Vorfahrn kommen,[416]

Der Gross im Krieg' und in der Schlacht

Zu seinem grössten Ruhm die Tapferkeit gemacht:

So dass der Christen Feind erfährt,

Ein Leopoldus sei zehn Alexanders wehrt.


Fußnoten

1 Wie man an unterschiedlichen vorhergehenden Oertern, wenn man befunden, dass der Witz einer Uberschrifft mit den Regeln der Kunst nicht woll eingetroffen, dieselbe alsofort ausgemunstert, und die Lücke mit einer andern ersetzet; also hat auch dieser allhier, die in der vorhergehenden Ausgabe befindliche Überschrift auf die Belagerung von Offen den Platz deswegen räumen müssen, weil der Schluss derselben sich nur auf den blossen Nahmen und nicht der Sache gründet, und folgends in nichts als falschem Witz bestehet. Man hatte sie auch deswegen in der ersten Ausgabe nur als ein Exempel das man vermeiden solte, inder Vorrede angeführet; weil man aber nachgehend vermercket, dass viele daran ein sonderliches Gefallen gehabt, so hat man sie zwar in der andern Ausgabe mit den übrigen durchstreichen lassen wollen: in dieser dritten aber sie wiederum unangefochten nicht lassen können, und ihr allein folgenden Raum in der Anmerckung dem gemeinen Leser zu gefallen, verstatten wollen:


Ihr deutsche Helden die ihr itzt

Der Türcken Vormaur habt umringt,

Kämpft, biss eur siegreich Schwerdt auf Mahmets Tullband blitzt,

Und der verfluchte Mond von Offens Thürmen springt;

Ihr, derer tapfrer Arm im Schwerdtschlag selten irrt,

Setzt eurem Kayser hier ein ewig Ehrenmahl:

Und wie das Gold im Offen wird,

So prüft vor Offen euren Stahl.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 416-417.
Lizenz:
Kategorien: