16. Auf ein gewisses Sonnet

[452] Es schreibt Pirecles ein Sonnet,

In welchem der Verstand in steter Irre geht;

In welchem nach der letzten Zeilen,

Die dreyzehn erstere wie in ihr Wirtshauss eilen.

Denn ist gleich weder falsch, was vorhergeht, noch wahr;1

So ist der Endspruch dennoch klar:

Er schleusst durch ein grob Wort, sein dunckeles Gedichte;

Und spritzt die Feder aus, dem Leser ins Gesichte.


Fußnoten

1 Denn ist gleich weder falsch was vorhergeht noch wahr. Dieses ist die Natur desjenigen, was die Frantzosen Galimatias, die Engländer Non-sence, und wir Deutsche füglich Lobesam nennen können; welches weder wahr noch falsch ist, weil es niemand verstehen kan.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 452.
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