Vorbemerkung

[7] Alle Stücke dieser Sammlung waren anfänglich für eine Monatsschrift bestimmt, womit das Publikum vor drei Jahren unter dem Titel »Jupiter« heimgesucht werden sollte; allein, da gerade in diesem Zeitpunkte fast alle deutsche Schriftstellerköpfe einen allgemeinen Kitzel bekamen, ihre Gedanken, Phantasien, Grillen und Einfälle in dem Kleide einer periodischen Schrift unter die Leute auswandern zu lassen, so befand ich für gut, kein Wasser ins Meer zu tragen, sondern meinem »Jupiter« wohlbedächtig ein Plätzchen im Winkel meines Schreibschrankes anzuweisen, bis ihm eine günstige Konstellation oder meine Laune hervorrufen würde. Die Konstellation des Schriftstellerhimmels hat sich zwar im mindsten nicht geändert: die Menge der Schreibenden ist gleich groß und die Menge der Denkenden nicht größer; ein Autor muß also immer noch die beschwerliche Mühe übernehmen, sich durch siebzehn Bogen Meßkatalogus hindurchzudrängen, um dem Publikum vors Gesichte zu kommen, und wehe dem Manne, der in einem solchen Falle nicht Unverschämtheit genug und zwei gesunde starke Ellbogen hat, um von beiden Seiten um sich zu stoßen und sich mit Gewalt durch die Menge hindurchzuarbeiten! – Meine Leser haben es also ganz allein meiner zufälligen Laune zuzuschreiben, daß ich ein schon längst für sie bestimmtes Gericht itzt in[7] einer andern Form auftrage: meine Sammlung soll ein Buch schlechtweg sein und weder vom Jupiter, Minerva, Apoll oder irgendeinem Gotte maiorum et minorum gentium ein titulares Verdienst borgen; ist sein innerer Gehalt nicht kräftig genug, sich den Beifall der Leser zu erwecken, so gähne man und werfe das Büchlein weg!

W ...l[8]

Quelle:
Johann Karl Wezel: Satirische Erzählungen. Berlin 1983, S. 7-9.
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