5. auftritt.

[134] DER ERST NARR bringt den buler hynauff, spricht.

Ich hat noch kaum die oren gstreckt,

Do hab ich disen narren gschmeckt.

DER BULER.

1. Mich wundert, was ich ghandlet hab,

Das man mir zeucht mein kleyder ab

Und legend mir ein kappen an

Als hett ich etwas narrecht than.

Nun wurff ich doch niemans mit steynen.

Sagt mir doch, was ir mit gemeynen,

Das ir mich wend zum narren machen!

Ich kan nicht schweigen zu den sachen.

Kern ich meinr Grethen fur ir hauß

Und sye ungferd sech oben rauß,

Sech mich inn solcher kleydung ston,

Meynt ir, ob sye mich in wurd lon?

Sye stieß ee zehen rigel fur[134]

Und sprech: »Narr, bleib mir vor der thur!«

Ich wurd ir zwar nur sein ein spott,

Wann ich die kappen dragen sott.

Es geit sich sunst gar offt und dick,

Wann ich mich schon gleich witzig schick,

Das sye mich zu ir laß hyninn,

Wann es ir nit wol ist im sinn,

So muß ich haussen bleiben ston

Und dann mit schanden dannen gon.

Kern ich dann heym zu meiner frawen,

Wurd ir auch billich ab mir grawen,

So sye ein narren vor ir sech.

Heymlich sye zu ir selber sprech:

»Hett mich der teufl des narren brhaten?«

Die ding ir selbs bedencken sotten.

Ir bringt mich auch nit inn das kleydt,

Ir bweißt michs dann mit der warheyt

Und mirs inn allen weg probieren,

Das ich ein narr sey an alln vieren.

Wann das gschicht, will ich sunder klagen

Die kappen ewigklichen dragen.


Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 5, Tübingen 1903, S. 134-135.
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