Zwölfter Auftritt.

[49] Der Schauplatz ist ein Sahl.

Die Markgräfin, Klementina, Kamilla.


DIE MARKGRÄFIN. Fürchte dich nicht, mein Kind! du hast ihn nicht beleidigt. – Der Chevalier liebt dich, meine Klementina, du kannst ihn nicht beleidigen –

KLEMENTINA. Er liebt mich, sagen Sie? – O nein, nein, das thut er nicht! – Und warum sollt' er mich lieben? – Aber, gnädige Mama, denken Sie nicht auch, dass der Chevalier undankbar ist?

DIE MARKGRÄFIN. Undankbar? – Warum glaubst du das, mein Kind?

KLEMENTINA. Er wusste, wie unglücklich ich war, er wusste, wie grausam Laurana mit mir umging, er sah es, und wollte mich nicht retten. Wie oft bat ich ihn! Ich warf mich zu seinen Füssen, mit Thränen beschwor ich ihn; aber er hörte mich nicht! – Die unbarmherzige Laurana! Sie hassete mich – Aber jetzt –[49] Arme Unglückliche! Sie ist dahin, und ich bete für ihre Seele.

DIE MARKGRÄFIN für sich. O mein Kind! o meine Klementina, wie zerreissest du mein Herz! – Zu Klementinen. Schaue auf, meine Liebe! Siehe den Chevalier –


Quelle:
Christoph Martin Wieland: Sämmtliche Werke. Supplemente Band 5, Leipzig 1798, S. 49-50.
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Klementina von Porretta
C. M. Wielands sämtliche Werke: Supplement, Band V. Klementina von Porretta; Pandora; Die Bunkliade; Auszüge aus Jakob Forsters Reise um die Welt