Fünfter Auftritt

[305] Köhne Finke tritt aus dem Hause.


RIEKE. Köhne! Will auf ihn zustürzen.

STROBAND tritt zwischen beide. Mädchen, wart' ab. – Na Köhne Finke – also – da bist du nu.

FINKE. Ja Meester, da bin ich nu.

STROBAND. Kommst, meinem Mädchen adjes zu sagen?

FINKE. Ja Meester, Eurem Mädchen und Euch.

STROBAND. An mich wirst du auch grade gedacht haben.

FINKE. Ja, weil ich weiß, daß Ihr was auf'm Herzen habt wider mich –

STROBAND. Kannst dir wohl nich denken, warum?

FINKE. Das schon, meine Ohren haben ja immer dichte dabei gestanden, wenn mein Maul was Unnützes geredt hat.

STROBAND. Na denn is es abgemacht; is jut.

FINKE. Is jut, Meester.[305]

STROBAND. Gehst du gern in den Krieg?

FINKE. Was das betrifft, so is meine Meinung die: ob ick gerne gehe oder ungerne, das jeht mir jar nischt an – der Krieg muß sein, und was sein muß, das muß sind.

STROBAND. Muß sein?

FINKE. Unser Markgraf hat's gesagt und der versteht's; ein ordentlicher Krieg is besser als ein unordentlicher Frieden.

STROBAND. Und wenn du wiederkommst – was wird denn dann?

FINKE. Denn bin ick wieder Schmiedegeselle.

STROBAND. Wo denn?

FINKE. Ja – wo?


Pause.


STROBAND hält ihm die Hand hin. Na, wie is es? Willste wieder zu Meister Stroband kommen?

FINKE schlägt ein. Ja Meester, das will ick jern!

RIEKE fällt dem Vater um den Hals. Vater – Vater – Schluchzt.

STROBAND. Aber Mädchen, was is denn?

RIEKE. Mir – is das Herz so voll, das Herz so voll –

STROBAND. Na aber – so ein dummes Ding – Blickt auf Köhne Finke.[306] und so ein – na was sollen denn die Redensarten – Er schiebt Rieke zu Köhne Finke hinüber. da hast du sie, Junge, und nu halt sie fest!

FINKE schließt sie in seine Arme. Das will ich besorgen! Rieke! Putthüneken!

RIEKE selig lachend. Köhne! Mein lieber, mein guter, mein Köhne!

FINKE. Siehste? Nu hat er doch recht behalten der Vogel, als er gesungen hat: »Zikut, zikut, 's wird alles noch jut.«

RIEKE. Alles is gut! Stürzt zum Vater, küßt ihn. Ach Vater, lieber Vater! Eilt zu Köhne zurück. Ach Köhne! Mein Köhne!

PERWENITZ reicht Stroband die Hand. Henning Stroband, da habt Ihr 'was angerichtet, und das war 'was Gutes. Stroband fährt sich über die Augen. Na – is Euch wohl 'was ins Auge gekommen?

STROBAND. Ja, aber es schadet nichts; das wollen wir 'runterspülen. Rieke, lauf' 'runter, unten im Keller aus'm besten Faß.

RIEKE. Ja Vater, aus dem besten Faß.


Sie will forteilen, er hält sie an der Hand.


STROBAND. Und dann wollen wir eins trinken – Henning Perwenitz, auf was soll's sein?

PERWENITZ. Auf dem Finken sein Nest und auf die Finkenbrut.

STROBAND. Und auf jeden wackeren Mann, der auszieht und ausziehen wird in Kampf für Brandenburg.[307]

FINKE. Und auf den, der zur Mark Brandenburg gesagt hat: »Ich bin dein, und du bist mein,« auf unseren schwarz und weißen Markgrafen!

STROBAND. PERWENITZ. Ja, das wollen wir! Das wollen wir!


Alle ab ins Haus.

Der Zwischenvorhang fällt.


Quelle:
Ernst von Wildenbruch: Gesammelte Werke. Band 9, Berlin 1911–1918, S. 305-308.
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