Brom

[309] Brom Br, Atomgew. 79,96, abgerundet 80, wurde 1826 von Balard in den Mutterlaugen von der Seesalzdarstellung entdeckt und nach seinem Geruch (ßρμος = Gestank) benannt.

Das Hauptmaterial für die Gewinnung des Broms bildet die Mutterlauge der Salzwerke. Große Mengen liefert das Staßfurter Steinsalzlager. Das Brom wird aus den Alkali- oder Erdalkalibromiden durch Chlor oder Sauerstoff in statu nascendi abgeschieden, z.B.

1. MgBr2 + Cl2 = MgCl2 + Br2, oder

2. 2 NaBr + MnO2 + 3H2SO4 = 2NaHSO4 + MnSO4 + 2H2O + Br2.

Diese Methoden werden in Staßfurt angewandt. Geeignete Apparate sind in [1] und [2] beschrieben. Brom ist eine dunkelrote Flüssigkeit vom spez. Gew. 3,187 bei 0°. An der Luft stößt es rotbraune Dämpfe aus vom spez. Gew. 5,53. Es siedet bei 63° C. und erstarrt bei –7,3°. Auf organische Substanzen wirkt es heftig ein, greift die Haut und die Schleimhäute an. Es ist etwas löslich in Wasser. Die wässerige Lösung nennt man Bromwasser, sie ist von rotgelber Farbe und besitzt den Geruch des Bromdampfes. Bei niedriger Temperatur bildet das Brom Bromhydrat Br2 · 10H2O. Das Brom ist ein kräftiges chemisches Agens. Es wirkt in drei Arten: 1. durch direkte Addition, 2. durch Substitution und 3. indirekt oxydierend.;

So vereinigt es sich direkt mit basenbildenden Elementen oder Metallen, auch mit säurebildenden wie Schwefel, Phosphor u.s.w. Mit Verbindungen, die Wasserstoff enthalten, bildet es Bromsubstitutionsprodukte, z.B. bildet es mit Benzol = C6H6 Produkte wie C6H5Br, C6H4Br2, C6H3Br3 u.s.w.; der hierbei austretende Wasserstoff entweicht in Verbindung mit Brom als Bromwasserstoff.

Das Brom ist, wie das Chlor, ein Bleichmittel. Brom und die Bromverbindungen finden in der Photographie, in der Medizin und in der Teerfarbenindustrie ausgedehnte Anwendung.


Literatur: [1] Stohmann und Kerl, Encyklopäd. Handbuch der technischen Chemie, 4. Aufl. (Muspratt), 1889, Braunschweig. – [2] Wagner-Fischers Handbuch der chemischen Technologie, 15. Aufl., Leipzig 1900. – [3] Schmidt, Lehrb. der pharmaz. Chemie, Braunschweig 1898.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 309.
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