Deviationsbestimmung

[725] Deviationsbestimmung, die Feststellung der Größe der Deviation eines Kompasses auf verschiedenen Kursen. Die Deviation der andern Kompasse wird festgestellt, indem man durch Anwendung der Deviation auf den Regelkompaßkurs den mißweisenden Kurs erhält und diesen mit dem abgelesenen Kurs der andern Kompasse vergleicht.

Man unterscheidet terrestrische und astronomische Deviationsbestimmung. Erstere besteht darin, daß man das Schiff entweder durch einen Dampfer um eine Boje herumschleppen oder selbst innerhalb der durch Deviationsbaken festgelegten Linien Kreise laufen bezw. bei nur einer solchen Linie auf verschiedenen Kursen durch diese hindurchdampfen läßt. Bei jedesmaligem Anliegen eines Striches der Kompaßrose wird am Regelkompaß die Richtung der Rose nach zwei korrespondierenden Deviationsbaken (s.d.) mittels Peilung (s.d.) festgestellt und gleichzeitig die durch die betreffenden sich deckenden Baken angezeigte magnetische Linie notiert Der Winkelunterschied beider Richtungen gibt dann die Deviation für den anliegenden Strich. In Häfen, in denen keine Deviationsbaken zu finden sind, hilft man sich in der Weise, daß man von einem am Land aufgehellten, also nur vom Erdmagnetismus beeinflußten Kompaß aus, den Schiffskompaß und gleichzeitig von diesem aus jenen peilt. Erstere Peilung gibt dann die genaue magnetische Linie. Genannte Methode erfordert aber viel Uebung und Aufmerksamkeit und ist daher weniger zu empfehlen [1]. – Bei astronomischer Deviationsbestimmung vertritt die Richtung der Sonne bezw. eines Gestirns zu bestimmten Zeiten morgens und abends die durch Deviationsbaken festgelegten magnetischen Linien (Azimutberechnung) [1]. Neben dieser Art der Deviationsbestimmung gibt diejenige des Durchdampfens durch eine festgelegte magnetische Linie auf einem jedesmal geänderten Kurie die bellen Resultate, erfordert aber viel Zeit. Die Deviationsbestimmung ist eine der wichtigsten Maßnahmen der Schiffahrt. Je häufiger und genauer man sie vornimmt, desto präziser kann man navigieren. Vgl. [1], [2], [3].


Literatur: [1] Lehrbuch der Navigation, herausgegeben vom Reichsmarineamt, Berlin 1901. – [2] Kapitänleutnant v. Rottok, Die Deviationstheorie und ihre Anwendung in der Praxis, Berlin 1881. – [3] Tratté théorique et pratique de la régulation et de la compensation des compas avec ou sans relevements, par A. Collet, lieutenant de vaisseau, Paris 1882.

von Nießen.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 725.
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