Erzeugungswärme

[508] Erzeugungswärme eines Körpers vom Volumen v der Gewichtseinheit, auf dessen Oberfläche nur ein gleichmäßig verteilter Normaldruck p pro Flächeneinheit wirkt (s. Wärmetheorie), wird nach Mollier [1], [4] die Wärmemenge


Erzeugungswärme

genannt, worin 1/A = 424 das mechanische Wärmeäquivalent und U die innere Energie pro Gewichtseinheit bezeichnen.[508]

Die Erzeugungswärme bedeutet hiernach die Wärmemenge, welche pro Gewichtseinheit des fraglichen Körpers zur Erzeugung der augenblicklichen inneren Energie U und der äußeren Arbeit beim Uebergang unter konstantem Drucke p vom Volumen 0 zum augenblicklichen Volumen v erforderlich wäre. Da es jedoch stets nur auf die Aenderungen von e ankommt, so darf ihr Wert von einem beliebigen geeigneten Punkte aus gerechnet werden, welchem die Werte U0 und v0 von U, v entsprechen mögen. Man hat dann


Erzeugungswärme

Für Dämpfe pflegt der Zustand der Flüssigkeit bei 0° als Ausgangspunkt zu dienen, was auch im folgenden gelten soll. Bezeichnungen s. Gase, Dampf, gesättigter, und Dampf, überhitzter. Für Gase, welche dem Boyle-Gay-Lussacschen Gesetz pv = RT = R (273 + t) folgen, ergibt sich mit konstantem C:


Erzeugungswärme

Für gesättigten Dampf von der spezifischen Dampfmenge x läßt sich setzen:


Erzeugungswärme

und für überhitzten Dampf von der Ueberhitzung τ, wenn ein Mittelwert cp der spezifischen Wärme bei dem konstanten Drucke p eingeführt wird:


Erzeugungswärme

Uebrigens genügt der für die zu 3. erwähnten Gase genaue Ausdruck


Erzeugungswärme

auch für Wasserdampf, wenn gesetzt wird bei gesättigtem Dampf:


Erzeugungswärme

unter x1 die spezifische Dampfmenge im Anfangszustande verstanden, und bei überhitztem Dampf:


Erzeugungswärme

mit einem geeigneten mittleren cp. Die Erzeugungswärme stimmt nach 4. für Flüssigkeit ohne Dampf mit der Flüssigkeitswärme (s.d.) und nach 4., 5. für Dampf ohne Flüssigkeit mit der Gesamtwärme (s.d.) überein. Stodola hat für die Erzeugungswärme den kürzeren Namen Dampfwärme empfohlen [2], S. 2, der jedoch die Gase nicht umfassen würde und schon eine andre Bedeutung hat (vgl. Dampfwärme). Mollier wählte dann die Bezeichnung Wärmeinhalt [4], S. 271, indessen befindet sich der Teil von e, der in äußere Arbeit verwandelt wurde, nicht mehr im Körper, so daß der Name Erzeugungswärme oder eventuell Gesamtwärme vorzuziehen ist. Ueber die Verwendung der Erzeugungswärme s. beispielsweise Bd. 2, S. 645, und [2]–[6].


Literatur: [1] »Hütte«, I, Berlin 1902, S. 284, 298, 304. – [2] Stodola, Die Dampfturbinen und die Aussichten der Wärmekraftmaschinen, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingenieure 1903, S. 1, 47, 127, 164, 202, 268, 334. – [3] Grießmann, Die Erzeugungswärme des überhitzten Wasserdampfes u.s.w., Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingenieure 1903, S. 1852, 1880. – [4] Mollier, Neue Diagramme zur technischen Wärmelehre, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingenieure 1904, S. 271. – [5] Büchner, Zur Frage der Lavalschen Turbinendüsen, Dissertation, Berlin 1904. – [6] Weyrauch, Grundriß der Wärmetheorie, II, Stuttgart 1906.

Weyrauch.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 508-509.
Lizenz:
Faksimiles:
508 | 509
Kategorien: