Atmungsapparate [2]

[28] Atmungsapparate. Die Wirkungsweise auch der neueren Atmungsapparate ist die gleiche wie die des Bd. 1, S. 339 beschriebenen Neupertschen Apparates. In Deutschland werden zurzeit am häufigsten angewendet die Apparate der Draegerwerke, Lübeck [1] und der Maschinenfabrik Westfalia, Gelsenkirchen [2].

Die Neuerungen beziehen sich auf sorgfältige Durchbildung der einzelnen Teile: Sauerstoffflaschen mit Reduktionsventil, Aetzalkalipatronen, Luftschläuche, Gesichtsmaske oder Mundstück mit Nasenklemme, Luftbeutel. Die Atmungsapparate, welche zur Rettung Verunglückter dienen, haben eine Gebrauchsdauer von 2 Stunden. Kleinere Apparate für 30 bis 45 Minuten Gebrauchsdauer werden Selbstrettungsapparate genannt, sie sollen in der Grube vorrätig gehalten werden und den Grubenarbeitern die Möglichkeit geben, den Bereich einer Grubenexplosion auch in unatembaren Gasen zu verlassen. – Auf andern Gründsätzen beruhen die beiden folgenden Apparate: Im Pneumatogen soll aus Natriumkaliumsuperoxyd (Na2K2)O2 durch Einwirkung des in der ausgeatmeten Luft enthaltenen Wasserdampfes und der Kohlensäure Sauerstoff entwickelt werden. Da die Entwicklung in den ersten Minuten nur langsam stattfindet, wurde dem Apparat eine kleine Sauerstoffflasche hinzugefügt oder doch der Luftbeutel mit Sauerstoff gefüllt [3]. Im Aerolith der Hanseatischen Apparatbaugesellschaft in Hamburg soll flüssige Luft zur Atmung dienen. Die Schwierigkeiten, die zurzeit noch bestehen, um flüssige Luft jederzeit bereitzuhalten, dürften der Einführung des Aerolith hinderlich sein. – Zusammen mit den Atmungsapparaten kann zweckmäßig der Pulmotor der Draegerwerke verwendet werden, um bei Verunglückten, bei denen die Atmung ausgesetzt hat, künstliche Atmung mittels Sauerstoff herbeizuführen [4]. Die motorische Kraft des komprimierten Sauerstoffs betätigt ein kleines Pumpwerk, durch welches abwechselnd Sauerstoff in die Lungen gedrückt wird und die Lungen dann wieder entleert werden.


Literatur: [1] Jüngst, Vergleich der älteren Draegerapparate mit dem neuen Modell 1910, Essener »Glückauf« 1910, S. 1433. – [2] Breyhan, Der neue Westfaliarettungsapparat, Modell 1912, Essener »Glückauf« 1912, S. 273. – [3] Grahn, Versuche mit dem Pneumatogen, Essener »Glückauf« 1912, S. 346. – [4] Preußische Zeitschr. für Berg-, Hütten- und Salinenwesen 1910, S. 117.

Treptow.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 28.
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Lueger-1904: Atmungsapparate [1]