Atombau

[49] Atombau. – Die Erforschung der Röntgenstrahlen und der radioaktiven Zerfallsprozesse haben zu der Anschauung geführt, daß das Atom nicht ein unteilbarer, homogen mit Masse erfüllter Körper ist, sondern daß jedes Atom ein kompliziertes Gebilde, eine Art Planetensystem im kleinen darstellt. Wie um die Sonne die Planeten sich herumbewegen, so rotieren im Atom zahlreiche Elektronen auf Kreis- und Ellipsenbahnen um einen zentralen Kern, welcher nahezu die ganze Masse des Atomgewichts enthält. Die Zahl der Elektronen ist gleich der Atomzahl (s.d.); der Kern ist mit ebensoviel positiven Elementarladungen (s.d.) geladen, als Elektronen im Atom vorhanden sind. Für ihre Bahnen gelten die Keplerschen Gesetze der Planetenbewegung. Beim Übergang eines Elektrons von einer Bahn zu einer anderen wird elektromagnetische Energie in Form von Strahlung ausgesandt; im optischen Spektrum oder im Röntgenspektrum tritt infolgedessen eine für das betreffende Atom charakteristische Spektrallinie auf. Diese Erklärung der Spektrallinien wurde zuerst von Bohr aufgeteilt; Folgerungen von Sommerfeld aus dem Bohrschen Atommodell in bezug auf die Lage der Röntgenspektrallinien sind durch Messungen mit großer Genauigkeit bestätigt worden.


Literatur: Sommerfeld, Atombau und Spektrallinien, Braunschweig 1919.

Glocker.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 49.
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