Vogler's 61. Geburtstag

[205] Für sein eignes Concert, das er am 30. Mai in Heidelberg gab, schrieb er ein Andante und Variationen für Violoncell mit Orchester in D moll und F, die Alexander von Dusch vortragen sollte, und die er daher sorgsam so gestaltete, daß dessen Forcen auf dem Instrumente recht voll zur Geltung kommen konnten. Welcher Jubeltag für Heidelberg der des Concerts war, bei dem zwei so gekannte und beliebte Persönlichkeiten wie Dusch und Weber producirend wirkten, ist nach dem oben Gesagten selbstverständlich, und daß er mit einem gewaltigen Commers endigte, ebenso. Das Concert trug ihm 51 Gulden Reingewinn ein. Gleich nach verwundener Commers-Unbehaglichkeit galt es nun eilends, nach Darmstadt zurückzugehen, wo die um Vogler versammelten, jungen Musiker dem alten Herrn ein heiteres Fest zur Feier seines 61 jährigen Geburtstages bereiteten. Die Gesangs- und Instrumentalkräfte drängten sich zu, es galt also nur eine würdige[205] poetische und musikalische Produktion zu schaffen. Das Loos entschied unter den dreien, wer dichten sollte, wozu keiner Lust zeigte, und es traf Weber, so daß Gänsbacher und Meyerbeer die Composition zu übernehmen hatten. Die drei Künstler, die sämmtlich Vogler viel zu danken hatten, fühlten, daß es wohl das erste und letzte Mal sei, daß es ihnen vergönnt würde, den Geburtstag des Meisters, den sie schlechtweg mit dem Namen »Papa« ehrten, vereint mit ihm zu feiern, und so kam ihnen denn Wort und Ton von vollem Herzen.

Weber schrieb folgende harmlose Verse:


Chor. (Comp. von Beer.)


Willkommen, theurer Vater, hier

In Deiner Kinder Reihen,

Wo alle engvereinigt Dir

Die wärmste Liebe weihen;

Von einem Wunsche nur beseelt,

Daß dieser Tag sich mehre,

Und oft mit neuer Kraft gestählt

Verherrlicht wiederkehre!


Solo. (Comp. von Gänsbacher.)


Gebannt an Deinen Namen steht

Der Ruhm auf ew'ge Zeiten,

Wenn Deine Asche längst verweht,

Wird hoch er sich verbreiten.

Vor Dir verband sich so noch nie

Das Wissen mit dem Genius,

Denn Harmonie und Melodie

Eint sich bei Dir zu gleichem Guß.

Und mehr, als alles dies, vereint

Der Mensch, der in dem Künstler wohnt,

Und der als Vater, Lehrer, Freund,

Hochauf in jedem Herzen thront,

Der keinen, der ihm liebend naht,

Mit Stolz von sich verscheucht,

Der gern sein Wissen früh und spat

Dem Wißbegier'gen reicht.


[206] Terzett (Beer.)


O möchte Gott es doch verleih'n,

Daß uns die Kraft gegeben,

Dereinst als würd'ge Schüler Dein

Zu Deinem Ruhm zu leben.


Solo. (Gänsbacher.)


Dir Dankbarkeit nur thut es kund,

Dies kleine Lied der Liebe,

Und froh ertönet aller Mund

Erfüllt von diesem Triebe.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 205-207.
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