Wilhelm Sutor

[544] Es hatte sich hierzu Gelegenheit geboten, da Wilhelm Sutor, ein Studiengenosse Weber's bei Vallesi München, der zur Zeit Capellmeister in Stuttgart war, am 7. September um die neu zu begründende Capellmeisterstelle nachgesucht und nur geringe Ansprüche gemacht hatte.

Dem wackern Vitzthum widerstand es aber, eine so untergeordnete Kraft für ein Institut vorzuschlagen, dessen Schöpfung und Erblühen ihm warm am Herzen lag, und unterm 10. December erstattete er[544] einen neuen energischen und warmen Vortrag, in welchem er die Eigenschaften der drei Männer, die bei Besetzung der Stelle etwa in Frage kommen könnten, nämlich: Friedrich Schneider, der eben die Musikdirektor-Stelle in Leipzig unter günstigen Bedingungen übernommen, August Klengel, der sich mit der Bühne wenig beschäftigt habe und Wilhelm Sutor, von dem gar keine hervorragende Leistung, wohl aber mancher zweifelhafte Charakterzug bekannt sei, zergliederte und endlich, mit großem Nachdruck, wieder auf Weber zurückkam, dessen Anstellung, mit Polledro's Vertrag, er dringend bevorwortete und schließlich die Hoffnung aussprach, ihn für 1200 Thlr. jährlich zu gewinnen.

So konnte denn Graf Einsiedel, dem die ganze Angelegenheit der deutschen Oper, als Neuerung, gegen das Herz ging, dem Andringen nicht mehr widerstehen, den Componisten der Lieder und der Cantate, die einen Sieg feierte, an dem Sachsen so gar keinen Antheil hatte, anzustellen und am 20. December gelangte das vom 14. datirte, königl. Rescript in Vitzthum's Hände, das seinen Capell-Etat in allen Stücken genehmigte. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß darin Weber's Gehalt nur aus Versehen mit 1500 Thlrn. stehen geblieben ist.

Vitzthum beeilte sich aber, in redlichem Eifer für die Sache, ein Protokoll aufzusetzen, das diesen Punkt speciell constatirte. Nachdem endlich, am 21. December, auch der Minister Graf Einsiedel selbst Vitzthum des Königs Einverständniß mit Weber's Anstellung eröffnet hatte, theilte dieser, hoch erfreut, Weber das frohe Ereigniß durch nachfolgenden Brief mit:


»Hoch-Wohlgebohrner Herr,

Hochgeehrter Herr Capellmeister!


Sr. königliche Majestät von Sachsen haben nunmehr Ewr. Wohlgebohren Anstellung definitiv beschlossen. Je länger diese allerhöchste Entschließung durch mancherley zufällige Umstände in ihrer Bekanntwerdung zurückgehalten worden, um desto mehr beeile ich mich Dieselben davon zu benachrichtigen, und Sie zu ersuchen, nunmehr[545] auch Ihre Eintreffen in Dresden soviel nur immer möglich zu beeilen, damit ungesäumt wegen Ihrer Vorstellung und Einweisung und wegen so mancher bis auf Ihrer Anwesenheit und Einwürckung von mir absichtlich einstweilen ausgesetzter Einrichtungen und Einleitungen, nunmehr ungesäumt vorgeschritten werden könne.«

»Genehmigen Sie die Versicherung, daß ich das Gelingen meiner Bestrebungen, Ewr. Wohlgeb. dem Königl. Dienste zu gewinnen, Würckungskreise rechne.«


»Mit wahrer Hochschätzung,

Euer Wohlgeb.

ganz ergebenster

Der Hofmarschall Graf Vitzthum

v. Eckstädt.«

Dresden

am 21. December 1816.


»Der schöne Genuß, welchen die intereßanten Darstellungen der Mlle. Brand den hiesigen Kunstfreunden gewähret haben, ist ein angenehmer Gegenstandt ihrer täglichen Erinnerungen.«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 544-546.
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