a) Vom Alter und vom Ergrauen der Haare.

[314] 1. Jüdische Sage:


Bis zu Abraham gab es noch kein Alter; wer sich mit Abraham unterhalten wollte, unterhielt sich mit Jizchak, und wer sich mit Jizchak unterhalten wollte, der unterhielt sich mit Abraham. Da kam Abraham und bat um Erbarmen, darauf entstand das Alter. Bis Jakob gab es noch keine Schwäche (Krankheit), da kam Jakob und betete um Erbarmen, darauf entstand die Schwäche (Krankheit). Bis Elisa gab es noch keinen Schwachen (Kranken), der wieder genas. Da kam Elisa und bat um Erbarmen, und er genas wieder.


  • Literatur: Wünsche, Babylon. Talmud II, 2. Abt., S. 107 = Tractat Baba Mezia, fol. 87 a. Vgl. Tractat Sanhedrin, fol. 107 b (Wünsche, Babyl. Talmud II, 3. Abt., S. 264), wo es etwas klarer heißt: Jeder, der Abraham sah, sprach: »Das ist Jizchak«, und jeder, der Jizchak sah, sprach: »Das ist Abraham«.

2. Arabische Sage (aus dem Jüdischen entlehnt):


Als Isaak das Mannesalter erreichte, ward Abrahams Bart grau, worüber er nicht wenig erstaunte, denn vor ihm war noch kein Mensch grau geworden. Gott hatte aber dieses Wunder getan, damit man ihn von Isaak unterscheiden könnte, der seinem Vater zum Verwechseln ähnlich war. Erst seit jener Zeit verlieren die Haare im Alter ihre dunklere Farbe.

Weil, Bibl. Legenden der Muselmänner, S. 97; vgl. Tabarî I, p. 66 (trad. p. Zotenberg): »Der erste Mensch, dessen Haare weiß wurden, war Abraham.« Er war erstaunt darüber und wußte nicht, was es wäre, weil vor ihm Haar und Bart niemals weiß wurden. »Laß mich wissen, o Herr,« sprach er, »was diese weiße Farbe bedeutet.« Gott erwiderte: »Die Bescheidenheit, die Würde, die Einsicht und die Sanftheit.«


  • Literatur: Jüdisch (nach Grünbaum, Neue Beiträge, S. 118): Bereschit R., S. 65, ed. Wilna, 128 a zu Gen. 27, 1; M. Tanchuma ed. Buber, p. 118 zu Gen. 24, 1, und andere dort angeführte Stellen.
Quelle:
Dähnhardt, Oskar: Natursagen. Eine Samlung naturdeutender Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden, 4 Bände, Leipzig/Berlin, 1907-1912, S. 314.
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