Einunddreißigstes Capitel.
Von des Todes Schrecken.

[54] Man liest vom Tode Alexanders: als ihm ein goldenes Grabmal gemacht wurde, da kamen viele Philosophen an demselben zusammen, von denen einer sprach: Alexander hat gestern aus Gold einen Schatz gemacht, und jetzt hat umgekehrt das Gold aus ihm einen solchen geschaffen. Ein anderer sprach: Gestern reichte für Alexander die ganze Welt nicht hin: heute sind drei oder vier Ellen Tuch genug für ihn. Ein anderer sagte: Gestern herrschte Alexander über sein Volk, heute herrscht dieses über ihn. Ein Anderer versetzte: Gestern konnte Alexander Viele vom Tode befreien, heute konnte er selbst den Pfeilen desselben nicht entgehen. Ein Anderer sprach: Gestern drückte er die Erde, heute drückt sie ihn. Ein Anderer sagte: Gestern fürchteten Alle den Alexander, heute achten ihn Alle für nichts. Ein Anderer sprach: Gestern hatte Alexander viele Freunde, heute hat er keinen. Ein Anderer versetzte: Gestern führte Alexander sein Heer an, heute wird er von demselben zum Grabe geführt.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 54.
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