Einundvierzigstes Capitel.
Vom Siege Christi und seiner allzu großen Huld.

[64] Als Cosdras, der Athenienfische Feldherr, gegen die Dorier zu Felde ziehen wollte, versammelte er sein Heer und befragte den Apollo über den Ausgang des Krieges. Ihm aber wurde zur Antwort, er werde auf keine andere Weise den Sieg erringen, als wenn er sich selbst in die feindlichen Schwerter stürze. Wie das die Dorer gehört hatten, machten sie bekannt, es solle niemand den Leib des Königs Cosdras verletzen. Als aber Cosdras dieses erfahren hatte, wechselte er seine königlichen Kleider, ergriff die Waffen und stürzte sich mitten unter das feindliche Heer und einer der Soldaten, der dieses sah, durchbohrte ihn bis ins Herz hinein mit seiner Lanze. Also[64] errettete er durch seinen Tod sein Volk aus den Händen der Feinde. Zuletzt aber wurde über seinen Fall von beiden Völkern ein großes Klaggeschrei erhoben.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 64-65.
Lizenz:
Kategorien: