Hundertundvierundfünfzigstes Capitel.
Vom himmlischen Vaterland.

[65] Gervasius erzählt, daß in der Stadt Edessa wegen des dort befindlichen Bildes Christi kein Ketzer leben kann, auch kein Heide, kein Götzendiener oder Jude. Allein auch die Barbaren können nie in diesen Platz eindringen, denn wenn ein feindliches Heer im Anzuge ist, tritt ein unschuldiges Knäblein über das Stadtthor und liest den Brief ab, und an demselbigen Tage, wo jener Brief Christi abgelesen wird, werden die Barbaren entweder besänftigt, oder laufen wie Weiber davon.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 65.
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