Hundertundsechsundfünfzigstes Capitel.
Von der Ursache der Zerstörung Troja's.

[69] Ovidius erzählt vom Trojanerkrieg, wie Helena vom Paris entführt ward, und die Prophezeihung ergangen war, die Stadt Troja werde nicht eher unterworfen werden, als Achilles gefallen sey. Als seine Mutter das hörte, versteckte sie ihn in Weiberkleider gehüllt, in ein Gemach unter die Dienerinnen eines gewissen Königs. Wie das Ulixes erfuhr, rüstete er sich ein Schiff mit Waaren aus, schiffte auch Frauenputz und glänzende Waffen mit ein, und gelangte so zu der Burg, wo sich Achilles mit den Mägden zusammengesperrt aufhielt. Kaum hatte dieser aber das Schiff mit seinen Schmucksachen und Waffen erblickt, als er auch mit seinen Gefährtinnen dasselbe besuchte, um einige Waaren einzuhandeln. Wie nun aber Ulixes die Waffenstücke sorgsam geordnet und ihn aufgefordert hatte, dieselben zu besehen, da ergriff Achilles einen Speer, schwang ihn, und auf diese Weise kam die Sache an den Tag; worauf ihn Ulixes festhielt und mit nach Troja nahm, die Griechen aber die Oberhand erhielten. Als jener nun aber gefallen war, ward Troja erobert und die Gefangenen der Gegenparthei wieder abgenommen.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 69.
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