Neunte Erzählung.
([232] Cap. LXXII. bei Û II. p. 403. sq.)

Es hörte einst ein König den Gesang einer Nachtigall, da er nun begierig war denselben zu verstehen, so wendete er sich deshalb an einen weisen Ritter. Der aber unterrichtete ihn, daß ihm dieselbe anempfehle nach drei Dingen zu trachten, nehmlich nach Freuden ohne Kümmerniß, Ueberfluß ohne Mangel und Licht ohne Finsterniß. Der König zog nun aus, diesen Dingen nachzujagen, und kam endlich in ein Königreich, dessen Monarch eben gestorben war und seinen Thron seiner Schwester hinterlassen hatte. Diese ward bald verliebt in den königlichen Reisenden und trug ihm ihre Hand an, die nahm er und fand in ihr, was er gesucht hatte.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 232.
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