Hundertdreiundzwanzigste Geschichte

[115] geschah einem, der hat geheißen Seïri, der hat an eine Wirtin eine Satteltasch zu bewahren gegeben, bis er wieder aus seinem Rabbi seinem Haus kommt. Da er nun wieder kam von seinem Rabbi, so is die Wirtin einweil gestorben gewesen. Da ging der Seïri auf den Friedhof, un ging auf ihr Kewer (Grab) un fragt seine Wirtin, wo seine Satteltasch wär hingekommen. Da sagt sie wider ihn: »Du fragst nach deiner Satteltasch, die du mir hast aufzuheben geben, bis du aus deinem Rabbi seinem Haus wieder kommst. So laß ich dich wissen, daß ich sie wol bewahrt hab. Darum geh du heim, so wirst du sie finden in einem Loch, da der Riegel von der Tür eingeht.« Da ging der Seïri heim un sucht un fand sie auch, gleich wie ihm seine Wirtin gesagt hat.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 115.
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