Hundertneunundzwanzigste Geschichte

[120] geschah: Es frägt Turnus Rufus Rosche (der Böse) Rabbi Akiwe: »Lieber, sag du mir, was is der Tag von Schabbes mehr als ein anderer Tag, daß ihr ihn so hoch ehrt?« Da sagt Rabbi Akiwe wider: »Was bist du mehr als ein anderer Mann, daß man dich muß mehr ehren, wie einen andern?« Da sprach der Rosche: »Von wegen der Kaiser will es haben, daß man mich soll ehren.« Da sprach Rabbi Akiwe: »Der Heilige, gelobt sei er, will es auch haben, daß man den Schabbes soll ehren.« Da sprach der Rosche wider: »Wer will es mir sagen, daß es eben der Tag is?« Tommer (vielleicht) is es ein anderer Tag, daß du nit meinst,[120] daß es denselbigen is. »Wie weißt du es eben, daß der Tag Schabbes heißt?« Da sprach Rabbi Akiwe wider: »Das kann man beweisen von dem Bach Sambation. Denn dasselbige Wasser, das wirft eitel Stein über sich eine ganze Woch, daß man nit kann herüber fahren. Un an Schabbes steht es ganz still, wie ein ander Wasser un ruhet auch wie der Heilige, gelobt sei er, selbert auch ruhet. Noch mehr kann ich es dir beweisen: von deines Vaters Kewer (Grab), das raucht eine ganze Woche. Denn eine ganze Woche is man ihm Din (sitzt man über ihn zu Gericht) im Gehinnem (Hölle). Sonder an dem Tag von Schabbes so raucht es nit, denn an dem Tag von Schabbes so ruhen die Reschoïm (Sünder) im Gehinnem. Dermit können wir dir's beweisen, daß der Tag eben Schabbes heißt.« Da sagt Turnus Rufus: »Du hast mich sehr gelästert un verschmäht.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 120-121.
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