Hundertzweiundvierzigste Geschichte

[135] geschah an einem, der lernt all seine Tage nix anderes als die Massechtah (Traktat) von Chagige. Dernach is derselbige Mensch gestorben. Un wie man das Mess (den Leichnam) hat wollen begraben, so stund eine Frau in weißen Kleidern vor dem Mess. Da sahen die Leute die Frau stehn. Da fragten die Leute, wer sie wär oder wie sie heißt. Da sagt die Frau: »Ich heiß Chagige un bitt für den Mann auf Jener Welt, denn er hat all sein Tag nix anderes gelernt als in der Massechtah Chagige. Drum is er würdig, daß ich für ihn bitte auf Jener Welt.« Also sind die andern Mizwes (Guttaten) auch die man leschem Schomajim (um Himmels willen) tut. So bitten dieselbigen Mizwes auf Jener Welt für ihn.

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 135.
Lizenz:
Kategorien: