Sprichwörter der Kaïrenser

1. Iß, was dir gefällt, aber kleide dich, wie es den Leuten gefällt.

2. Mit einem »hätt' ich« baut man kein Haus.

3. Seine Katze ist ein Kamel (d.h. er macht aus der Mücke einen Elefanten).

4. Ich habe dich betteln gelehrt, und nun kommst du mir an den Thüren zuvor.

5. Seine Hoffnung ist wie die Hoffnung des Teufels aufs Paradies.

6. Zwanzig sind bei Nacht neunzig. (Bei Nacht sind alle Katzen grau.)

7. Die Schläge des Geliebten sind (süß) wie Rosinen.

8. Gieb ihm die Hand, aber zähle (vorher) deine Finger (d.h. ihm ist nicht zu trauen).

9. Ein Gruß zieht ein Gespräch nach sich und das Gespräch die Melone (d.h. wenn du ißst, so[39] achte nicht auf den Gruß eigennütziger Personen, die auf das Mitessen spekulieren).

10. Sie haben ein »Wenn« auf ein »Vielleicht«-Feld gesät, und es ist ein »Nichts«-Baum gewachsen.

11. Sie haben den Esel zur Hochzeit geladen? Ja, sagt er, entweder zum Wasserholen oder zum Holzschleppen.

12. Sie haben einen Blinden zum Lichteranzünden an gestellt.

13. Die Tochter der Gans ist eine Schwimmerin (= der Apfel fällt nicht weit vom Stamme).

14. Wenn dein Freund von Honig ist, lecke ihn nicht ganz auf (d.h. mißbrauche seine Güte nicht).

15. Du sollst den Toten waschen und nicht ins Paradies führen. (= Was deines Amtes nicht ist u.s.w.)

16. Ein Schiff mit zwei Kapitänen geht unter. (= Viele Köche verderben den Brei.)

17. Wer das Süße zuerst ißt, muß beim Bittern geduldig sein.

18. Wer's nicht kennt, sagt, es sind Linsen (d.h. der Schein trügt).

19. Wen Vater und Mutter nicht erzogen haben, den erziehen Tage und Nächte (d.h. das Leben).

20. Die verbrühte Katze fürchtet (sogar) das kalte Wasser (Gebranntes Kind fürchtet das Feuer).

21. Ein Zuckerbrot in der Hand eines Waisenkindes ist ein Wunder.[40]

22. Das Herz ist ein Bote zum Herzen (d.h. was von Herzen kommt, geht zu Herzen.)

23. Ein beredter Hahn schreit vom Ei an. (Was ein Häkchen werden will u.s.w.)

24. Verdorbene Augen sind besser als Blindheit.

25. Die Fliegen kennen das Gesicht des Milchhändlers.

26. Selbst die Eule findet ihre Jungen schön.

27. Ein herrliches Leichenbegängnis, und der Tote ist ein Hund! (= Viel Lärm um nichts.)

28. Das Alif1 zieht das 2 nach sich. (Wer A sagt u.s.w.)

29. Thue Gutes und wirf es ins Meer.

30 Sei mein Zeuge (in einem Rechtsstreit) um einen Bissen, so will ich dein Zeuge sein um ein Brot. (Eine Hand wäscht die andere.)

31. Füttere das Vieh, aber schone das Heu! (Wasch mir den Pelz, aber mach ihn nicht naß!)

32. Wenn du in ein Land kommst, dessen Eingeborene ein Kalb anbeten, so raufe Gras aus und füttere es! (Mit den Wölfen muß man heulen).

1

Die beiden ersten Buchstaben des arabischen Alphabets.

2

Die beiden ersten Buchstaben des arabischen Alphabets.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Geschichten und Lieder der Afrikaner. Berlin: Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund, 1896, S. 39-41.
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