Der Affe und der Leopard.

[3] Es war einmal ein Affe. Der sagte: »Ich bin nicht kräftig, ich werde mir einen Stärkeren aussuchen und mit ihm Freundschaft schliessen.« Er begab sich zu einem Leoparden und schloss Freundschaft mit ihm.

Sie lebten zusammen. Eines Tages brachen sie auf und gingen, bis sie an einen grossen Baum kamen, und ruhten dort aus. Jener Baum aber hatte sehr viele Dornen. Der Leopard sagte nun zum Affen: »Du Affe, kannst Du auf den Baum klettern? klettere hinauf und[3] sieh nach, von welcher Seite Krieg, von welcher Friede kommt.«

Der Affe kletterte auf den Baum, und als er bis zur Mitte gekommen war, riss er sich an den Dornen, so dass Blut heruntertröpfelte. Als der Leopard das Blut seines Freundes gewahrte, leckte er es auf. Der Affe sah vom Baum herab nach unten und bemerkte, dass sein Blut von seinem Freunde aufgeleckt wurde; da bekam er Angst. Der Leopard fragte den Affen: »Von welcher Seite kommt Krieg?« »Ich habe mich nach allen Seiten umgeschaut«, erwiderte der Affe, »ich habe nichts Feindliches bemerkt; aber von unten vom Baume her droht die Gefahr, dort sieht's kriegerisch aus.« Der Affe hatte solche Furcht bekommen, dass er nicht wieder vom Baume herabstieg, und mit der Freundschaft war es zu Ende.

Quelle:
Velten, C[arl]: Märchen und Erzählungen der Suaheli. Stuttgart/Berlin: W. Spemann, 1898, S. 3-4.
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