Der Dieb und der Schuster.

[347] Es waren zwei Männer, der eine hatte keine Schuhe an den Füssen. Er sagt zu seinem Gefährten: »Ich gehe nun zum Schuster, um ein Paar Schuhe zu kaufen, aber ich habe kein Geld und nun probiere ich selbst die Schuhe und du komme nach einem Augenblick und versetze mir eine Ohrfeige. Dann mache du dich davon und ich werde dir nachsetzen und so, wenn ich die Schuhe bekommen könnte, denn anders weiss ich nicht, wie ich sie bekommen könnte.« Sein Gefährte sagt zu ihm: »Ja, sehr gut.« Er trat hinein in den Laden zu dem Schuster, sagt zu ihm: »Hast du wohl ein Paar Schuhe für meine Füsse?« Der Schuster sagt: »Ja, ich habe aller Arten, probiere ein Paar Schuhe.« Er zog sie an, sie passten ihm genau. Sein Gefährte tritt hinein und sagt zu ihm: »Du, der du meiner neulich gespottet hast, ich zahle es dir heute«, und versetzte ihm eine Ohrfeige und ging hinaus und machte sich davon, der andere mit den neuen Schuhen an den Füssen setzte ihm nach, als ob er ihn fangen wollte. Der Schuster geht hinaus und schaut, wohin er ihm nachsetzt. Der Schuster lacht, sagt zu den Gesellen: »Er hat die neuen Schuhe und gleich fängt er ihn;« und jener entkam mit den Schuhen und der Schuster wartete an der Thür und wartete, dass er gewiss kommt und jener wusste nichts mehr vom Kommen, und so fiel es ihm ein, dass es Räuber gewesen seien.

Quelle:
Jarník, J. U.: Albanesische Märchen und Schwänke. In: Zeitschrift für Volkskunde in Sage und Mär [...] 2 (1890). Leipzig: Frankenstein und Wagner, S. 347.
Lizenz:
Kategorien: