Eine Heiratsvermittlung.

[422] Ein Reicher wollte die Tochter verheiraten. Das Mädchen des Reichen war lahm, er sagt zu einem Vermittler: »Wenn du mir meine Tochter zu verheiraten vermagst, bekommst du 100 Napoleonsdor Belohnung.« Der Vermittler sagt: »Ja.« Er geht zu einem Burschen und der Bursche war reich; er sagt zum Burschen: »Wenn ich dir diese Vermittlung zu leisten vermag, gibst du mir wohl eine gute Belohnung?« Der Bursche sagt: »Du sagst doch, er gibt es mir?« Der Vermittler sagt zu ihm: »Schicke[422] und freie um das Mädchen« und er schickte den Vermittler, um um das Mädchen zu bitten.« Der Kaufmann sagt zu ihm: »Das Mädchen ist zu jung und es ist nicht zum Heiraten.« Er sagt zum Burschen: »So sagte mir der Kaufmann: I das Mädchen ist zu jung.« Der Vermittler sagt zum Burschen: »Bitte ihn wieder um das Mädchen, denn irgend ein andrer nimmt es dir gewiss und du bleibst ohne dasselbe.« Der Bursche sagt: »Wie ist es zu machen, um es sobald als möglich zu bekommen?« Der Vermittler sagt zu ihm: »Du wirst schicken und von ihm das Mädchen verlangen und wirst ihm kund und zu wissen geben: wenn ihr mir auch das Mädchen auf einer Tragbahre bringet, willige ich ein.« Da sagte der Reiche zu ihm: »Es möge uns zum Glück sein!«

Es kam die Zeit Hochzeit zu halten; er schickte die Brautleute, um die Braut zu holen und die Braut kommt dem Burschen auf einer Tragbahre. Der Bursche erstaunte: Was ist das für eine Sache, dass man mir die Braut auf einer Tragbahre gebracht hat?« Er lässt den Vermittler holen, sagt zu ihm: »Du hast mich verraten!« Dieser antwortet ihm: »Du selbst hast verlangt, dass es dir auf einer Tragbahre zukomme.« Der Bursche sagt zu ihm: »Erbarmen, bringe mir es aus dem Hause, wie du weisst und so viel Geld du verlangst, gebe ich dir gewiss.« Und er sagt: »Ja, ja, ich bringe es dir aus dem Hause« – Der Vermittler sagt zum Burschen: »Wenn du das Passi machst, wirst du Zigeuner zum Passi einladen.« Und der Bursche that, wie ihm der Vermittler sagte, machte das Passi und lud Zigeuner und Zigeunerinnen ein, und die Zigeuner und Zigeunerinnen setzte er an die Stelle der Verwandten. Er lud an jenem Abend den Vater der Braut und die Mutter. Sie setzten sich zu Tische um zu essen, der Tisch war voll von Zigeunern und Zigeunerinnen und der Vater der Braut setzte sich mit ihnen zusammen. Während sie essen, sagt der Bursche zu den Zigeunern und zu den Zigeunerinnen: zu der einen sagte er »Tante« und zu der andern »Base« und zu den Zigeunern sagt er zu einem »Onkel« und zu einem »Oheim.« Der Kaufmann erstaunte und bereute es, dass er ihm das Mädchen gegeben hatte, denn: »Ich habe ja das Mädchen unter Zigeuner gesteckt.« Am nächsten Tage ruft er den Vermittler und sagt zu ihm: »Erbarmen, bring mir das Mädchen von dort und bringe mir es ins Haus, da ich es nicht unter Zigeuner lasse und soviel Geld, als du verlangst, werde ich dir geben, nur bringe mir das Mädchen von dort.« Und der Vermittler ging zu dem Burschen, sagt zu ihm: »Gibst du mir wohl 100 Napoleonsdor, wenn ich dir die Braut aus dem Hause bringe?« Und der Bursche willigte sogleich ein, gab ihm das Geld; er geht zum Vater des Mädchens: »Wenn du mir 200 Napoleonsdor geben wolltest, bringe ich dir das Mädchen ins Haus«, und der Vater gab ihm das Geld, der Vermittler ging und nahm das Mädchen und schickte es seinem Vater ins Haus.

Quelle:
Jarník, J. U.: Albanesische Märchen und Schwänke. In: Zeitschrift für Volkskunde in Sage und Mär [...] 2 (1890). Leipzig: Frankenstein und Wagner, S. 422-423.
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