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Eine Geschichte, die mit einer Moral endet

[112] Menabuscho hatte einst einen Hirsch geschossen und wußte nicht, von welcher Seite er ihn eigentlich essen sollte. »Fange ich beim Kopf an«, sprach er zu sich selbst, »so sagen die Leute, ich habe ihn kopfwärts gegessen; fange ich an der Seite an, so sagen sie, ich habe ihn seitwärts gegessen, und fange ich beim Schwanz an, so lachen sie mich alle aus und rufen: ›Menabuscho hat seinen Hirsch schwanzwärts gegessenen.‹«

Während er sich so mit diesen unnützen Gedanken beschäftigte, erhob sich ein stürmischer Wind, und die Zweige eines nahen Baumes rieben sich so geräuschvoll[112] aneinander, daß Menabuscho ärgerlich wurde und beschloß, die beiden lärmenden Äste abzuhauen. Er kletterte also auf den hohen Baum; doch kaum war er oben, so lief eine Herde hungriger Wölfe herbei, und diese fraßen ihm den fetten Hirsch vor seinen Augen auf, ohne daß er es hätte verhindern können.

Daher sagen die alten Medizinmänner: »Wenn du ein leckeres Stück Fleisch besitzt, so kümmere dich nicht um Nebensachen!«

Quelle:
Knortz, Karl: Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas. München: Verlag Lothar Borowsky, 1979, S. 112-113.
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