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Eine Schöpfungsgeschichte

[238] Vor vielen tausend Schneen, als die Erde noch aus einer kleinen Insel bestand, hatte der Große Geist einen roten Mann daraufgesetzt, der einen furchtbar langen[238] Schwanz hatte, mit dem er zu seiner Unterhaltung alle Pflanzen zerstörte und allerlei sonstige Unglücksstreiche ausführte. Das ärgerte nun den Schöpfer so sehr, daß er ihm den Schwanz ohne weiteres abschnitt und ein Weib daraus schuf.

Dieses Paar vertrug sich nun wirklich recht gut, und die Menschen vermehrten sich auch in kurzer Zeit so ungeheuer, daß die Insel bald zu klein wurde. Da wandte sich die gottesfürchtige Frau in ihrer Seelenangst an den Großen Geist, der nun Legionen von Moschusratten und Schildkröten kommen ließ, die die Erde so groß bauen mußten, wie sie jetzt ist.

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Knortz, Karl: Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas. München: Verlag Lothar Borowsky, 1979, S. 238-239.
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