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Die Kojoten

[276] Die ersten Indianer waren die Kojoten (Coyotas). Als einer davon starb, bildeten sich in seinem Kadaver eine Menge kleiner Tiere, die sich allmählich als Bären, Hirsche, Biber usw. entpuppten. Einige davon bekamen sogar Flügel, und zwar so große und starke, daß sie damit bis zum Mond fliegen konnten. Um dies nun zu verhindern, befahlen die Mediziner, jeden toten Menschenkörper in ein Feuer zu werfen, damit sich die daraus entstehenden Vögel die Flügel kurz brennen sollten. Seit jener Zeit sind sämtliche Vögel auf der Erde geblieben.

Allmählich nahmen auch die Indianer eine mehr menschliche Gestalt an; sie bekamen die gehörige Anzahl Augen, Ohren, Finger und Zehen, fingen an, aufrecht zu gehen und verloren ihre langen Schwänze, die ihnen bei jeder Bewegung hinderlich waren. Sie[276] liefen nämlich zuerst auf allen vieren herum, jeder hatte nur ein Auge, ein Ohr, einen Finger und eine Zehe.

Den Verlust des großen Schwanzes aber haben einige davon bis heute noch nicht verschmerzt und suchen sich dadurch zu trösten, daß sie sich hinten irgendeinen langen Tierschwanz anbinden.

Quelle:
Knortz, Karl: Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas. München: Verlag Lothar Borowsky, 1979, S. 276-277.
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