10. Das Märchen vom Fuchs und der Bremse.

[43] »Wir wollen spielen, Freund Bremse,« sagte der Fuchs zur Bremse. »Gut,« antwortete diese. »Was wollen wir spielen?« »Wir wollen Wettrennen spielen,« sagte der Fuchs. »Du läufst auf der Erde und ich über der Erde.« »Gut,« sagte die Bremse. »Dort hinten die Eiche wird unser Ziel sein,« sagte der Fuchs. »Gut,« sagte die Bremse.

So rannten sie um die Wette. Als aber der Fuchs gerade los rennen wollte, setzte die Bremse sich ihm auf den Schwanz. So rannte denn der Fuchs schnell davon. Als er nun so mit aller Geschwindigkeit dahin rannte, sah er Erdbeeren stehen. »Hier will ich doch erst ein paar Erdbeeren essen,« sagte der Fuchs. »Wo mag wohl die Bremse am laufen sein?« Da machte sich der Fuchs daran Erdbeeren zu essen. »In einer kleinen Weile komme ich ja doch an's Ziel,« sagte der Fuchs.

Als er nun schon beinahe angekommen war, da machte sich die Bremse eilends auf und so wurde der Fuchs besiegt.

»Ich habe gewonnen, Fuchs,« sagte die Bremse; »zahl mir meine Wette aus.« »Ich will nicht,« sagte der Fuchs. »Sei froh, dass ich dich nicht fresse.«

Da holte sich die Bremse Genossen zur Hilfe. Zu hundert, zu zwei hundert, zu fünfzig, zu sechszig, so kamen die Bremsen an. Und sie krabbelten auf ihm herum und stachen ihn. Gar viele tötete der Fuchs. Lebendig krochen sie in ihn hinein, und dann bissen ihn die lebendigen Bremsen von innen in den Bauch. Da lief er zum Wasser und stürzte sich hinein. Aber die Bremsen bissen ihn immer weiter. Da lief er wieder davon nach dem Walde. Dort am Rande des Waldes wurde er endlich von den Bremsen getötet.

Quelle:
Lenz, Rudolf: Aurakanische Märchen und Erzählungen. Valparaiso: Universo de Guillermo Helfmann, 1896, S. 43-44.
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